Deutsche Bank: Manager sollen für Skandale zahlen

Zentrale der Deutsche Bank AG in Frankfurt
Zentrale der Deutsche Bank AG in Frankfurt(c) imago/Hans-Günther Oed (imago stock&people)
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Das Geldinstitut erwartet einen Beitrag ehemaliger Chefs.

Frankfurt. Die Deutsche Bank will einen Schlussstrich unter ihre skandalbehaftete Vergangenheit ziehen – aber nicht, ohne frühere Topmanager für Altlasten zur Kasse zu bitten. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte am Donnerstag zum Auftakt der Hauptversammlung, es gebe fortgeschrittene Gespräche mit einstigen Vorständen. Er erwarte in den nächsten Monaten eine Regelung, „die einen wesentlichen finanziellen Beitrag der Betroffenen sicherstellt“. Seit Längerem sei zusammen mit externen Juristen die Frage einer persönlichen oder einer kollektiven Verantwortung geprüft worden. Achleitner bestätigte damit Informationen aus Finanzkreisen, nannte allerdings keine konkreten Namen.

Deutschlands größtes Geldhaus musste allein seit 2012 fast 15 Mrd. Euro für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten ausgeben. Einer der teuersten Skandale war der US-Hypothekenstreit, der mit sieben Mrd. Dollar zu Buche schlug. Zunächst hatte sogar eine doppelt so hohe Strafe im Raum gestanden, was im vergangenen Herbst diesseits des Atlantiks große Sorgen um die Widerstandskraft der Bank und eine öffentliche Debatte um Staatshilfe auslöste. Es folgte ein dramatischer Absturz an der Börse.

Acht Milliarden frisches Kapital

Achleitner räumte ein, dass 2016 ein schwieriges Jahr gewesen sei. Mitarbeiter, Eigentümer und Kunden hätten einiges aushalten müssen. „Doch es hat sich gelohnt, und es wird sich weiter lohnen. Die Deutsche Bank steht heute eindeutig besser da als noch vor zwölf Monaten“, betonte der Österreicher, der zur Wiederwahl für weitere fünf Jahre stand. Die Deutsche Bank habe eine klare Perspektive, sie habe acht Mrd. Euro frisches Kapital eingesammelt, und die größten Rechtsstreitigkeiten seien abgearbeitet.

Vorstandschef John Cryan, der vor zwei Jahren die Nachfolge des glücklosen Anshu Jain antrat, warb vor den 3600 Aktionären ebenfalls um Vertrauen: „Auch wenn es weitere offene Fälle gibt: Wir gehen davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.“ Den Wunsch nach neuerlichen Sonderprüfungen schmetterte er ab. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2017)

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