Sebastian Vettel möchte die Ferrari-Durststrecke beim Grand Prix von Monaco beenden, rechnet aber mit harter Konkurrenz. Mercedes geht davon aus, die richtigen Schlüsse aus dem Trainingsdebakel gezogen zu haben.
Monaco/Wien. Am traditionellen Ruhetag vor dem Qualifying für den Grand Prix von Monaco (14 Uhr, live in ORF eins, RTL, Sky) war bei Mercedes Aufarbeitung angesagt. Während Ferrari-Pilot Sebastian Vettel im Training mit neuem Rundenrekord auftrumpfte, fuhren die Silberpfeile nach ansprechender Vormittagsleistung am Nachmittag hinterher. „Wir sind mit dem Set-up in eine falsche Richtung abgebogen, als wir gedacht haben, wir würden etwas Gutes tun. Aber es war ein Schuss ins Knie“, erklärte Sportdirektor Toto Wolff und scherzte mit Blick auf den deutlichen Rückstand von Lewis Hamilton (sieben Zehntel) und Valtteri Bottas (über eine Sekunde): „Mir wäre lieber, wir würden gleich wieder fahren. Dann würden die Plätze acht und zehn nicht 36 Stunden stehen bleiben.“
In der Pause zwischen den beiden Einheiten war an der mechanischen Abstimmung des W08 gefeilt worden, die beiden Piloten beklagten anschließend fehlende Bodenhaftung. Eine neuerliche Justierung war aus Zeitgründen jedoch nicht möglich. „Wir konnten nicht mehr aus, also haben wir es durchgezogen und Daten gesammelt“, sagte Wolff. Zumindest habe das Team die richtigen Schlüsse gezogen. „Wir wissen ziemlich genau, was es ist. Jetzt müssen wir es nur wieder zurückdrehen.“
Der Spaßfaktor steigt
Vettel hatte am Vormittag noch den ein oder anderen Randstein touchiert („Nach dem dritten oder vierten Mal habe ich mir gesagt, ich sollte es sein lassen“), danach aber das Fahrerlebnis mit den breiteren, längeren Autos auf dem engen Stadtkurs genossen. „Wenn es schneller geht, ist es für uns immer besser und macht mehr Spaß“, sagte der Deutsche, der den Trainingsvorsprung gegenüber Mercedes nicht überbewerten will. „Sie werden am Samstag wieder mit voller Stärke dabei sein. Es ist noch ein langer Weg, im Rennen kann viel passieren. Wir versuchen unsere Hausaufgaben zu machen, damit wir gut aufgestellt sind.“
In den vergangenen Jahren hat sich das Fürstentum für die Scuderia als wenig erfolgsträchtiger Boden erwiesen: 2008 ging mit Felipe Massa letztmals ein Ferrari-Pilot vom ersten Startplatz ins Rennen, der letzte Sieg geht gar auf Michael Schumacher im Jahr 2001 zurück. Vettels letzter Erfolg liegt auch schon sechs Jahre zurück, damals jubelte er noch mit Red Bull.
Die jüngsten vier Auflagen gewann jeweils ein Mercedes. Nach drei Triumphen in Folge von Nico Rosberg siegte im Vorjahr Hamilton zum zweiten Mal in seiner Karriere in Monaco. (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2017)