Ein neuer Regulator für Radio und Fernsehen

Nächste Woche dürfte die Entscheidung über den Nachfolger von Alfred Grinschgl fallen. Als Favorit gilt Manstein-Geschäftsführer Oliver Stribl - er gilt in vielen politischen Lagern gut vernetzt.

Wien. Alfred Grinschgl, der nach 16 Jahren an der Spitze des Fachbereichs Medien der Rundfunk- und Telekomregulierungs GmbH (RTR) Ende Juni in Pension geht, hat einen Wunschkandidaten für seine Nachfolge. Den hält er freilich geheim. Aber er sagt, was der- bzw. diejenige können muss: „Man muss führen können“, sagte Grinschl vor kurzem. Die fachliche Qualifikation könne man sich indes in kurzer Zeit aneignen.

Am nächsten Dienstag endet die Bewerbungsfrist für den Job – es ist eine der wenigen Besetzungen einer Spitzenposition in einer staatlichen Institution bzw. einem Staatsunternehmen, die noch vor den vorgezogenen Neuwahlen über die Bühne geht. Umso spannender wird, wen der auch für Medien zuständige Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ) demnächst bestellt – und ob er dabei der „bewährten“ politischen Farbenlehre folgt.

Setzt sich der als Favorit gehandelte Oliver Stribl durch, dann bedeutet das eine nicht völlig unpolitische Entscheidung. Stribl wird, so wird kolportiert, von der SPÖ Wien favorisiert, er gilt allerdings in vielen politischen Lagern als „extrem gut vernetzt“. Und er soll Führungsqualitäten und die fachliche Eignung mitbringen: Stribl war schon während seines Studiums (Politikwissenschaften und Publizistik) in der Agenturszene tätig, bevor er 2004 zum Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (PID) wechselte. 2011 übernahm er die Leitung dieser strategisch wichtigen Stabsstelle der Wiener Stadtregierung. Immerhin unterstand ihm das millionenschwere Inseratenbudget – das höchste einer öffentlichen Institution.

Das Wissen, wie man viel Geld verteilt, kann der 43-Jährige in seinem neuen Aufgabenbereich gut brauchen. Ist doch der Rundfunk-Regulator auch für die Vergabe von gut 32 Mio. Euro an Fördergeldern (über den Fernsehfonds Austria, den Digitalisierungsfonds, sowie den nichtkommerziellen Rundfunkfonds und den Privatrundfunkfonds) verantwortlich.

Führung hat Stribl nicht nur im PID „gelernt“. Seit Anfang 2016 ist er neben Dagmar Lang Geschäftsführer des Manstein Verlags. Dieser bringt das Medien-Fachmagazin Horizont heraus.

Der Steirer Grinschgl, der als Journalist bei der „Südost-Tagespost“ und der „Furche“ arbeitete, bevor er Managementfunktionen in der Styria Medien Group übernahm, gilt als „Urgestein“ der RTR. Arbeitsschwerpunkte waren die Digitalisierung des Fernsehens und die Unterstützung der weisungsfreien Medienbehörde Komm-Austria.

ZUR PERSON

Oliver Stribl gilt als Favorit für den Posten des Rundfunkregulators. Der 43-Jährige war lange Chef des Pressedienstes der Stadt Wien und ist jetzt Geschäftsführer des Manstein Verlags. [ Manstein ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2017)

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