Bei einem Anschlag in Kabul starben Dutzende Menschen. Er ist ein Symptom für die prekäre Lage in dem Land, in dem Taliban, IS und Regierung gegeneinander kämpfen.
Die Attentäter setzten auf eine brutale, brachiale Methode, die auch Extremisten im Irak anwenden. Sie packten einen Lkw voll mit Sprengstoff. Der Attentäter steuerte das Fahrzeug in Richtung der besonders gesicherten Zone der afghanischen Hauptstadt – dorthin, wo sich Regierungs- und Botschaftsgebäude befinden. Dann jagte er den Lkw in die Luft. Mehr als 80 Menschen starben am Mittwoch bei dem verheerenden Anschlag in Kabul, 350 weitere wurden verletzt. Es war der schlimmste Terrorakt, den die afghanische Hauptstadt seit fast einem Jahr erleben musste. Der Großteil der Opfer sind Zivilisten. Auch mindestens ein afghanischer Angestellter der deutschen Botschaft starb. Das deutsche Innenministerium meldete, dass eine für Mittwoch geplante Sammelrückführung afghanischer Flüchtlinge ausgesetzt worden sei. Das bedeute aber nicht, dass die Abschiebung nicht zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werde (siehe nebenstehender Artikel).
Taliban auf dem Vormarsch
Das Attentat in Kabul ist nur ein Symptom für die prekäre Sicherheitslage in Afghanistan. Die Extremistenorganisation der Taliban ist weiter auf dem Vormarsch. Und das US-Militär hat zuletzt seine Operationen intensiviert. Die Taliban gaben am Mittwoch in einer ersten Stellungnahme bekannt, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben. Doch die Taliban und die verbliebenen Zellen des Terrornetzwerkes al-Qaida haben in Afghanistan grausame Konkurrenten bekommen: die Jihadisten des sogenannten Islamischen Staates (IS). Der IS hat in den vergangenen Jahren in dem Land Fuß gefasst. Zum Teil sind ehemalige al-Qaida- und Talibankämpfer zu ihm übergelaufen. In einigen Gegenden verdrängte der IS die Taliban, die sich bisher als Speerspitze des Untergrundkampfes gegen die Regierung in Kabul und die internationalen Truppen sahen.