French Open: Schläge eines Schwergewichtsboxers

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Bisher war für Dominic Thiem gegen Novak Djokovic nichts zu holen. Am Dienstag sind die Vorzeichen allerdings ganz andere. „Jetzt wird es richtig interessant“, sagt der Herausforderer.

Paris/Wien. Irgendetwas wird Dominic Thiem am Dienstag anders machen müssen. Ansonsten wird ihn erneut Novak Djokovic von einem Turnier verabschieden. 5:0 führt der Serbe im direkten Duell, im Viertelfinale der French Open kommt es nun zum sechsten Aufeinandertreffen (2. Partie nach 14 Uhr, live Eurosport, ORF Sport Plus). „Noch nie gegen einen Spieler verloren zu haben, hilft natürlich mental“, meinte Djokovic. Zusatz: „Aber ich glaube nicht, dass das eine große Rolle spielen wird.“

Der Weltranglistenzweite ist der einzige der aktuellen Top Fünf, den Thiem noch nicht bezwingen konnte. Auch in den beiden Duellen auf Sand, Thiems stärkstem Belag, war nichts zu holen. In Rom vor drei Wochen ging er 1:6, 0:6 unter, Djokovic spielte eigenen Angaben zufolge „unglaublich“, Thiem hingegen war müde, gewann gegen den Returnspezialisten nur 35 Prozent seiner Aufschlagpunkte. Einen Tag nach seinem Sieg über Rafael Nadal war Thiem am letzten Puzzlestück gescheitert, das für die absolute Weltspitze noch fehlt: an mehreren Tagen hintereinander gegen die Topstars zu bestehen.

Auch das Halbfinalduell im Vorjahr in Paris war eine klare Angelegenheit für Djokovic auf dem Weg zum Karriere-Grand-Slam: 6:2, 6:1, 6:4, der damalige Weltranglistenerste leistete sich nur 15 unerzwungene Fehler, Thiem gleich 39. „Ich werde versuchen, da ein bisserl was zu ändern und weniger Fehler zu machen“, erklärte der Herausforderer vor der  Revanche am Dienstag. „In den jüngsten Partien gegen Djokovic war ich nie gut drauf. Jetzt bin ich das erste Mal in guter Form und in guter körperlicher Verfassung. Jetzt wird es richtig interessant.“

Das nötige Selbstvertrauen hat der Niederösterreicher. Ohne Satzverlust ist er ins Viertelfinale gestürmt, bisher gab er nur 30 Games ab (2,5 pro Satz). In Runde vier gegen Horacio Zeballos feierte er seinen 33. Saisonsieg, nur Rafael Nadal (am Dienstag gegen Pablo Carreno Busta) hat 2017 mehr Partien gewonnen (40). Thiem dominierte beim 6:1, 6:3, 6:1 nach Belieben, am Ende verbuchte er 24 Winner und nur 17 unerzwungene Fehler. „Ich habe jede Sekunde genossen. Auf Sand fühle ich mich großartig. Und die Verhältnisse hier sind fast perfekt für mich.“ Die hohen Temperaturen kommen seinem Topspin zugute, die schnellen Bälle fühle er richtig gut auf seinem Schläger (Bespannungshärte: 25 Kilogramm). Von seinem Spiel wird Thiem also keinesfalls abweichen. „Das wäre fatal.“ Mit der Wucht seiner Schläge kam in Paris bisher noch kein Gegner zurecht. „Dominic ist ein Schwergewichtsboxer“ erklärte Coach Günter Bresnik.

Die Legende an seiner Seite

Mit Djokovic wartet nun eine Riesenaufgabe. Die Formkurve beim 30-Jährigen zeigt nach einem Motivationsloch wieder nach oben, an der Tatsache, dass Djokovic nun Andre Agassi als Coach verpflichtet hat, sehe man, dass er „wieder richtig Lust hat“, meinte Thiem. Und während der Österreicher unumwunden zugab, dass ihm die Spielweise des Serben nicht liege, erklärte der zwölffache Major-Sieger: „Zu wissen, dass ich ihn ein paarmal auf Sand geschlagen habe, gibt mir Selbstvertrauen.“ Aber: „Ich glaube, er wird versuchen, etwas Spezielles zu tun.“

Herren, Achtelfinale: Andy Murray (GBR-1) - Karen Chatschanow (RUS) 6:3, 6:4, 6:4. Kei Nishikori (JPN-8) - Fernando Verdasco (ESP) 0:6, 6:4, 6:4, 6:0.

Damen, Achtelfinale: Simona Halep (ROM-3) - Carla Suarez Navarro (ESP-21) 6:1, 6:1. Jelina Switolina (UKR-5) - Petra Martic (CRO) 4:6, 6:3, 7:5.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2017)

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