Trumps Zick-Zack-Kurs in der Katar-Krise

US-Präsident will bei seinem Besuch in Riad Mitte Mai bei König Salman bin Abdulaziz al-Saud die Weichen für einen Katar-Bann gestellt haben.
US-Präsident will bei seinem Besuch in Riad Mitte Mai bei König Salman bin Abdulaziz al-Saud die Weichen für einen Katar-Bann gestellt haben.APA/AFP/MANDEL NGAN
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Zuerst heftete sich der US-Präsident den Katar-Bann per Twitter auf die eigenen Fahnen, danach bemühgte er sich per Telefonat mit dem saudiarabischen König um Einigung.

Kurswechsel in der Krise mit Katar: US-Präsident Donald Trump hat sich im Streit mehrerer arabischer Länder mit dem Golf-Emirat überraschend um eine Einigung bemüht. In einem Telefonat mit dem saudi-arabischen König Salman habe Trump am Dienstagabend die Notwendigkeit der Einheit der Golfstaaten betont, teilte das Weiße Haus mit. Wenige Stunden zuvor hatte Trump den Boykott Katars noch gelobt.

Einem US-Medienbericht zufolge soll die diplomatische Krise mit Katar indes auf eine von russischen Hackern initiierte Fehlinformationskampagne zurückgehen. Russische Hacker hätten eine "Fake News"-Geschichte bei der staatlichen Nachrichtenagentur Katars platziert, die Saudi-Arabien und mehrere andere Staaten zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Katar veranlasst habe, berichtete der Sender CNN am Dienstag unter Berufung auf US-Geheimdienstmitarbeiter.

Trump für einheitlichen Golfkooperationsrat

Trump und König Salman sprachen laut Weißem Haus darüber, dass die Finanzierung von Terrororganisationen und die Förderung des Extremismus durch alle Nationen in der Region verhindert werden müsse. Trump bekräftigte demnach, dass ein einheitlicher Golfkooperationsrat unabdingbar für die Bekämpfung des Terrorismus und die Förderung regionaler Stabilität sei.

Kurz zuvor hatte Trump den Boykott Katars durch mehrere Nachbarländer noch als positives Resultat seiner Nahost-Politik beschrieben. Es sei "so gut zu sehen", dass sein kürzlicher Besuch in Saudi-Arabien "sich bereits auszahlt", schrieb Trump am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

US-Außenministeriumssprecherin Heather Nauert beteuerte daraufhin, die USA wollten in der jüngsten Auseinandersetzung Katars mit Saudi-Arabien und den anderen Golf-Staaten nicht Partei ergreifen. Außenminister Rex Tillerson habe angeboten, zu vermitteln. "Es hat ein Zerwürfnis gegeben und der Minister hat angeboten, dabei zu helfen, es zu kitten", sagte die Sprecherin. "Wir werden weiterhin mit Katar und anderen Ländern in der Region kooperieren, um den Terrorismus zu bekämpfen."

Saudi-Arabien und seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar überraschend gekappt. Begründet wurde dies unter anderem mit Verbindungen Dohas zu "Terrororganisationen". Am Dienstagabend schlossen sich auch Jordanien und Mauretanien dem Boykott Katars an. Jordanien kündigte unter anderem an, die Lizenzen für den Ableger des katarischen Nachrichtensenders Al-Jazeera in Amman zu entziehen.

Türkei verteidigt Katar

Unterstützung für Katar kam indes von der Türkei. Staatschef Recep Tayyip Erdogan sagte am Dienstag in Ankara, die Türkei halte die gegen Katar ergriffenen Sanktionen für "nicht gut". Die Türkei werde ihre Verbindungen zu Katar weiter entwickeln. Katar zu isolieren, werde keinerlei Probleme lösen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief laut Elysee-Palast zur "Einheit und Solidarität" zwischen den Golfstaaten auf und zur Unterstützung "aller Initiativen, die eine Beruhigung begünstigen". Es sei wichtig, "die Stabilität in der Region zu erhalten".

Die Krise um Katar könnte weitreichende Folgen im gesamten Nahen Osten haben und sich auch auf westliche Interessen auswirken. In dem Golf-Emirat befindet sich die größte US-Militärbasis im Nahen Osten. Sie gilt als bedeutend für den US-geführten Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

(APA/AFP/dpa)

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