Das Land ist auch der größte LNG-Exporteur weltweit.
Doha/Wien. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mehrerer arabischer Länder zu Katar hat direkte ökonomische Auswirkungen für den Rest der Welt. Erstes Zeichen: Der eskalierende Konflikt zwischen den Ölproduzenten trieb den Preis für den Rohstoff am Montag klar nach oben. Erst am Freitag hatte der angekündigte Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu deutlichen Verlusten am Ölmarkt geführt. Nachdem die Ölpreise am Freitag im frühen Handel noch kaum reagiert hatten, fielen sie danach deutlich.
Ob die diplomatische Krise den Ölpreis dauerhaft Aufschwung verleihen kann, hängt nach Ansicht der Analysten davon ab, ob es nun zu verstärkten Spannungen zwischen den Opec-Schwergewichten Saudiarabien, Iran und Irak komme. Das Öl-Kartell der Produzentenländer versucht seit Monaten, die Talfahrt des Ölpreises über die Deckelung der Produktionsmengen zu stoppen – bisher mit wenig Erfolg. Auswirkungen könnte die Isolation Katars auch auf den Erdgaspreis haben. Das Land ist der weltgrößte Exporteur von Flüssigerdgas (LNG). Händler sagten allerdings, es sei noch zu früh, um die Auswirkungen des diplomatischen Streits auf die LNG-Lieferungen in der Region abschätzen zu können.
Abhängig von Importen
Viel konkreter sind die Auswirkungen auf den Golfstaat selbst. Das kleine Land ist wirtschaftlich stark abhängig von Importen. Vor allem bei Nahrungsmitteln ist Katar auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. „Sollte es zu einer echten Blockade kommen, könnte das zu einem großen Problem für das Land werden“, sagt Paul Sullivan, Nahost-Experte an der Georgetown-Universität gegenüber dem Finanznachrichtendienst Bloomberg.
Einige größere Fluggesellschaften wie Etihad und Emirates kündigten an, alle Flüge von und nach Doha auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Die Börse in Katar brach so stark ein wie zuletzt vor neun Jahren. Große Sorge bereitete den Anlegern der Aufruf Saudiarabiens an internationale Unternehmen, Katar zu meiden. Der Golfstaat ist seit einigen Jahren an europäischen Großkonzernen – wie etwa an Volkswagen oder an der Deutschen Bank – beteiligt. (Reuters/Bloomberg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2017)