Die Behörden werfen Taner Kılıç Verbindungen zum Prediger Fethullah Gülen vor.
Ankara. Die türkischen Behörden haben Amnesty International zufolge den Türkei-Direktor der Menschenrechtsorganisation, Taner Kılıç, festgenommen. Er wird verdächtigt, mit dem islamischen Prediger Fethullah Gülen in Verbindung zu stehen – Ankara macht den im Exil lebenden Prediger für den Putschversuch im vorigen Juli verantwortlich.
Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty gab an, dass neben Kılıç auch 22 Anwälte in der Provinz Izmir festgesetzt worden seien. Kılıçs Haus sowie das Amnesty-Büro seien durchsucht worden. Shetty zufolge sehe es nicht danach aus, dass die Verhaftung unmittelbar mit der Arbeit von Amnesty International in Verbindung stehe. Details habe die Organisation allerdings auch keine erfahren.
Kılıç ist seit 2002 mit Unterbrechungen für AI tätig und seit drei Jahren Türkei-Direktor. Unmittelbar nach dem Putschversuch hatte die Organisation den Behörden vorgeworfen, Verdächtige in den Gefängnissen gefoltert zu haben. „Die türkischen Behörden müssen diese abscheulichen Taten beenden und internationalen Beobachtern Zugang zu all diesen Gefangenen gewähren“, hieß es in einem Bericht. Darüber hinaus hat sich Amnesty International immer wieder kritisch zu der Menschenrechtslage im Land geäußert.
Die jüngste Verhaftungswelle traf am Mittwoch auch Soldaten: In der Provinz Konya sind 60 Armeeangehörige festgenommen worden. Auch sie sollen der Gülen-Bewegung angehören. Spätestens seit dem Putschversuch 2016 versucht die Regierung auch, die Gülen-Finanzen zu zerschlagen. Diesmal trifft es die Kaynak-Holding: Gegen knapp 130 Mitarbeiter ist Haftbefehl erlassen worden. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2017)