Türkischer Amnesty-Chef bleibt in Untersuchungshaft

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Taner Kilic wird vorgeworfen, Mitglied der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen zu sein. Amnesty spricht von einer "Justizfarce" und fordert die unverzügliche Freilassung.

Der am Dienstag festgenommene Leiter von Amnesty International in der Türkei, Taner Kilic, bleibt in Justizgewahrsam. Ein Gericht in der westlichen Küstenstadt Izmir habe ihn nach einer Anhörung am Freitag in Untersuchungshaft genommen, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. Ihm werde vorgeworfen, Mitglied der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen zu sein.

Amnesty sprach von einer "Justizfarce" und forderte die unverzügliche Freilassung. Kilic, der Menschenrechtsanwalt ist, war nach Angaben von Amnesty zusammen mit 22 weiteren Anwälten in Izmir festgenommen worden.

"Taner Kilic ist weder ein Unterstützer noch ein Anhänger der Fethullah-Gülen-Bewegung, und tatsächlich hat er deren Rolle in der Türkei kritisiert", erklärte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. Als einziges Beweismittel gegen ihn werde die Nutzung einer verschlüsselten Kommunikations-Plattform angeführt. Selbst wenn dies zuträfe, wäre das keine Straftat, so Shetty. Kilics Festnahme war auch in der EU und den USA kritisiert worden.

Im Zusammenhang mit dem Putschversuch in der Türkei sitzen inzwischen mehr als 50.000 Verdächtige wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung in Untersuchungshaft. Die türkische Regierung macht die Bewegung des in den USA lebenden Predigers für den Putschversuch vom Juli vergangenen Jahres verantwortlich.

(APA/dpa)

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