Unattraktives Umfeld: Hochschule ade

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Drei Meteorologen machen aus der Note eine Tugend – und sich selbstständig.

WIEN. Die Meteorologen Simon Tschanett und Matthias Ratheiser machten sich 2005 mit ihrem Kompagnon Wolfgang Gepp (ebenfalls ein Meteorologe) selbstständig und gründeten die Firma Weatherpark. An und für sich nichts Besonderes, Jungunternehmen boomen ja heutzutage. Wenn man aber hinter den Werdegang der beiden blickt, dann kristallisiert sich ein Bild heraus, das Rückschlüsse auf die Studentenproteste zulässt.

Die beiden studierten an der Uni Wien und waren nach dem Diplom (2000 bzw. 2003) als Assistenten am Institut für Meteorologie beschäftigt. Sie hielten verschiedene Lehrveranstaltungen ab, doch nach vier bzw. fünf Jahren war Schluss mit der Anstellung. Die Entscheidung, projektabhängig weiter an der Universität beschäftigt zu sein und sich von Jahr zu Jahr weiterzuhanteln, wäre dann doch keine Perspektive, wie Matthias Ratheiser sagt. „Ich hätte gern weitergemacht, wenn die Karriereaussichten besser gewesen wären.“ Unattraktive Arbeitsbedingungen, die kontinuierliches Forschen verhindern, kombiniert mit hohem Einsatz, der einen nicht weiterbringt, veranlasste sie, vom Wissenschaftsbetrieb zum Wirtschaftsbetrieb umzusatteln.

„System Uni“ gerät ins Wanken

Gelegenheit bot das Programm Uniun an der Uni Wien, bei dem Absolventen zu Unternehmern werden sollen. Dort setzten sie ihre Idee eines Ingenieurbüros für Windforschung um, das sie nun seit vier Jahren betreiben.

Anlässlich der internationalen Studentenproteste erleben sie, wie derzeit das System Universität nach Bologna ins Wanken gerät. Simon Tschanett: „Da will man die Mobilität der Studierenden fördern und Grenzen aller Art aufheben, andererseits sollen die Zugänglichkeiten eingeschränkt werden, ein klassischer Widerspruch.“ Und bei der Studienarchitektur sei zu hinterfragen, ob die Gliederung in Bachelor und Master nicht besser bei den Fachhochschulen angesiedelt werden sollte. „Ich erachte die Universität als Stätte der Forschung, Lehre und umfassender Bildung, da haben derartige Pläne wenig Platz“, sagt Tschanett.

Ob die beiden Geschäftsführer irgendwann einmal wieder in das Universitätsleben eintreten, hängt davon ab, ob ein Paradigmenwechsel vom „Ernst des Lebens“ zum „Glücksproduzenten Lernen“ gelingt. Einen Aufruf dazu gibt es zumindest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2009)

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