Mit Dieselverboten schaden sich die Deutschen selbst

Elektroautos alleine werden weder die deutschen Autobauer noch das Weltklima retten.

Hamburg, Stuttgart und jetzt München. In großen deutschen Städten wird es eng für Diesel-Fahrer. So verständlich die Debatte nach den Abgas-Tricksereien ist, so trügerisch ist es, nun schnelle Lösungen durch Radikalverbote zu versprechen.

Denn Deutschland wird den Diesel brauchen. Zunächst für die eigene Autobranche, die sich nur in dieser Technologie einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Rest der Welt erarbeitet hat. Über das Zukunftsversprechen E-Mobilität reden die deutschen Autobauer zwar gerne, laufen der Entwicklung – etwa in der Batterietechnologie – aber nach. Ein komplettes Dieselverbot träfe also wohl auch jene, die mit dem Rad zu BMW in die Arbeit fahren.

Aber auch dem Weltklima erweisen die Politiker mit undifferenzierten Antidiesel-Kampagnen einen Bärendienst. Ohne bessere Verbrenner hat das Klima wenig Chancen auf Entlastung. Verzichten nach Volvo auch deutsche Konzerne auf die Dieselforschung, wird es diese besseren Motoren nicht geben. Auch hier sind E-Autos (noch) nicht der versprochene Heilsbringer. Im Vorjahr verdoppelte sich die globale Zahl der Elektroautos, zählt die Internationale Energieagentur, – auf zwei Millionen. Viel zu wenig, um dem Klima zu helfen, konstatieren die Experten. Bis es so weit ist, muss die Zahl der E-Autos noch um schlappe 15.000 Prozent steigen.

matthias.auer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2017)

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