Kommission nimmt Form an: Neun Frauen vorgeschlagen

Barroso
Barroso(c) Reuters Montage: Die Presse
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Die Zusammensetzung der Europäischen Kommission steht so gut wie fest. Frauen stellen ein Drittel der 27 Kanditaten. Nun geht es um die Ressort-Verteilung.

BRÜSSEL. Das Angesicht der wichtigsten europäischen Akteure nimmt Konturen an. Nachdem vergangene Woche die neuen Ämter des Ratspräsidenten und der Hohen Vertreterin für die Außen- und Sicherheitspolitik mit dem Belgier Herman van Rompuy und der Britin Catherine Ashton besetzt wurden, steht nun auch die Zusammensetzung der Europäischen Kommission so gut wie fest. Am Dienstag nominierten Dänemark seine Umweltministerin Connie Hedegaard und die Niederlande die bisherige Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Damit stellen Frauen ein Drittel der 27 Kandidaten, womit ein großer Streitpunkt mit dem Europaparlament ausgeräumt sein dürfte. Die Kandidaten müssen sich dort im Jänner einer Anhörung stellen.

Nur noch der amtliche Kandidat Spaniens ist ausständig; mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird dies der Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia werden.

Macht Barroso Kehrtwende?

Während das Brüsseler Politik-aquarium vor Spekulationen überschäumt, wer welches Portefeuille von Präsident José Manuel Barroso zugesprochen bekommt, zeichnet sich ab, dass die großen Staaten dieses Mal die mächtigsten Ressorts erhalten dürften.

Vor fünf Jahren war das umgekehrt. Wettbewerbskommissarin wurde die Niederländerin Kroes; Binnenmarktkommissar der Ire Charlie McCreevy; die Landwirtschaft ging an die Dänin Mariann Fischer Boel. Einzig Außenhandel und Industrie wurden von Vertretern mächtiger Länder besetzt: vom Briten Peter Mandelson (später von Ashton ersetzt) und dem Deutschen Günter Verheugen.

Kommission auf Seiten Kleiner

Die Kommission ist seit jeher tendenziell eine Verteidigerin der Interessen der kleineren Mitgliedstaaten, vor allem in Sachen Wettbewerb und Binnenmarkt. Sollten diese Posten an große Staaten fallen, müssen die Unternehmen kleinerer Staaten damit rechnen, gegen die unlautere Anwendung von faktischer Marktmacht durch französische oder deutsche Konzerne weniger forsch geschützt zu werden als bisher unter Wettbewerbskommissarin Kroes.

Für das Dossier Binnenmarkt werden sowohl Frankreichs Michel Barnier als auch Deutschlands Günther Oettinger genannt. Sollte allerdings – wie allgemein erwartet wird – ein neuer Kommissarsposten für Finanzdienstleistungen geschaffen werden, ist mit britischem Widerstand gegen Barnier zu rechnen. Denn dass ein Franzose die City of London reguliert, ist kaum vorstellbar.

Denkbar ist auch, dass Oettinger ein weniger mächtiges Ressort erhält, falls sich Kanzlerin Angela Merkel die informelle Zusage ihrer Amtskollegen geholt haben sollte, dass Bundesbank-Chef Axel Weber 2011 neuer Präsident der Europäischen Zentralbank wird.

Sollte Almunia kandidieren, könnte er das Wettbewerbsressort zugesprochen bekommen. Falls Barroso hingegen den Mut hat, sich gegen die Großen zu stellen, fällt für dieses Amt in der Brüsseler Gerüchteküche immer wieder der Name von Luxemburgs Medienkommissarin Viviane Reding.

Nächste Woche wird Barroso seine Equipe vorstellen. Dass Johannes Hahn (ÖVP) Umweltkommissar wird, gilt derzeit als unwahrscheinlich. Bildung und Kultur oder Forschung und Entwicklung sind realistischere Tipps.

DER ZEITPLAN

Neue Kommission. Erwartet wird, dass EU-Kommissionschef José Barroso erst kommende Woche sein Team vorstellen wird. Die Anhörungen der nächsten EU-Kommissare vor dem Europaparlament wird dann im Jänner stattfinden. Vor Februar wird demnach die neue Kommission nicht im Amt sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2009)

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