Die neue Unterhaltungsqualität der Formel 1

Daniel Ricciardo und Red Bull jubeln über den ersten Sieg in dieser Saison.
Daniel Ricciardo und Red Bull jubeln über den ersten Sieg in dieser Saison.(c) REUTERS (DAVID MDZINARISHVILI)
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Das achte Rennen der Saison brachte das vierte Siegergesicht. Der Australier Daniel Ricciardo siegte in Baku vor Valtteri Botas und Lance Stroll. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton erhitzten die Gemüter bei einem Crash.

Baku/Wien. Die Formel 1 erlebt 2017 einen Aufschwung, der Grand Prix von Aiserbaidschan in Baku lieferte dafür eindrucksvoll den Beweis. In einem packenden Rennen gewann Daniel Ricciardo (Red Bull) mit vier Sekunden Vorsprung auf Valtteri Bottas (Mercedes) und Sensationsmann Lance Stroll (Williams). Für Ricciardo war es der erste Sieg seit Malaysia 2016, er fuhr von Platz zehn zu seinem insgesamt fünften Erfolg. Eine derartige Aufholjagd war zuletzt Fernando Alonso gelungen, der 2012 in Valencia von Platz elf zum Sieg kurvte.

Die WM-Rivalen Sebastian Vettel (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) landeten nach einem hitzigen Duell, das Vettel in einer Safety-Car-Phase eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe eingebracht hatte, auf den Plätzen vier und fünf. Der Deutsche war auf den führenden Hamilton aufgefahren und hatte sich dabei seinen Frontflügel zerstört. Wild gestikulierend klagte Vettel über seinen Konkurrenten, der seiner Meinung nach plötzlich langsamer geworden war und so den Unfall verursacht hatte.

Lauda: „Ein Revanchefoul“

Vettel beschleunigte daraufhin und rammte den Mercedes-Piloten von der Seite. „Das war ein Revanchefoul“, meinte Niki Lauda. Vettel war sich keiner Schuld bewusst. „Wann bin ich gefährlich gefahren?“, reklamierte der vierfache Weltmeister per Funk. Hamilton hatte eine härtere Strafe gefordert – vergeblich. Um den Sieg konnten beide nach dem Vorfall nicht mehr mitfahren. Auch, weil sich bei Hamilton die Kopfstütze gelöst hatte und an der Box fixiert werden musste. Vettel verteidigte damit seine WM-Führung, er liegt 14 Punkte vor Hamilton.

Die Formel 1 gönnt sich nun nur eine kurze Verschnaufpause, schon in zwei Wochen wird auf dem Red Bull Ring in Spielberg gefahren. Nach dem Rückgang im Vorjahr werden heuer bei der vierten Auflage seit dem Comeback der Formel 1 in Österreich wieder deutlich mehr Fans erwartet.

„Wir rechnen mit 150.00 bis 160.000 Zuschauern über drei Tage, es geht deutlich aufwärts“, verriet Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko in Baku. Marko machte den deutlichen Zuwachs – nach 220.000 bei der Formel-1-Rückkehr 2014 waren 2015 noch 120.000 und im Vorjahr nur noch 85.000 Fans beim Rennen auf dem Red Bull Ring gewesen – an mehreren Dingen fest. „Die Vormachtstellung von Mercedes ist gebrochen, die Autos schauen besser aus und sind spektakulärer zu fahren und die TV-Übertragungen sind auch wesentlich besser geworden.“

Schon 150.000 Zuschauer wären das klar zweitbeste Ergebnis, seit die Motorsport-Königskasse wieder in Österreich gastiert. Gerechnet hatte man ursprünglich mit 120.000, diese Marke wird nun offenbar deutlich übertroffen. Alle drei bisherigen Auflagen der Red-Bull-Neuzeit hat Mercedes gewonnen. Nach zwei Siegen von Nico Rosberg triumphierte im Vorjahr erstmals Lewis Hamilton in der Steiermark. (red/ag.)

GP VON ASERBAIDSCHAN ERGEBNIS

1. Daniel Ricciardo (Red Bull) 2:03:55,570
2.
Valtteri Bottas (Mercedes) +3,904
3.
Lance Stroll (Williams) +4,009
4.
Vettel (Ferrari) +5,976 5. Hamilton (Mercedes) +6,188 6. Ocon (Force India) +30,298 7. Magnussen (Haas) +41,753 8. Sainz (Toro Rosso) +49,400 9. Alonso (McLaren) +59,551 10. Wehrlein (Sauber) 1:29,093.
WM-Stand (nach 8 von 20 Rennen): 1. Vettel 153 Punkte 2. Hamilton (139) 3. Bottas (111) 4. Ricciardo (92) 5. Räikkönen (73).
Konstrukteurs-WM: 1.
Mercedes (250) 2. Ferrari (226) 3. Red Bull (137) 4. Force India (79) 5. Williams (37).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2017)

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