Michael Gogl, 23, gibt heuer sein Debüt bei der Tour de France und wird Trek-Kapitän Contador bei der Jagd nach dem Gesamtsieg unterstützen. Vor dem Start sorgte der Rennstall mit einem Dopingfall für Negativschlagzeilen.
Wien. Eine 114-jährige Geschichte hat die Tour de France vorzuweisen, 30 Österreicher haben bislang daran mitgeschrieben: So stehen Etappensiege des legendären Max Bulla, der Dopingfall Bernhard Kohl oder Bernhard Eisels Fahrt nach Paris an der Seite des siegreichen Teamkollegen Bradley Wiggins 2012 zu Buche. Beim Start der 104. Auflage am Samstag (16 Uhr, live Eurosport) wird mit Michael Gogl, 23, der 31. Fahrer rot-weiß-rote Spuren hinterlassen.
Während Routinier Eisel, 36, (Dimension Data) seiner bereits 12. Tour-Teilnahme entgegensteuert und auch Haller, 26, (Katjuscha) die Strapazen, die das Trio in den folgenden drei Wochen erwarten wird, aus zwei absolvierten „großen Schleifen“ kennt, betritt Trek-Profi Gogl Neuland. Im Vorjahr hat der Oberösterreicher bei der Vuelta sein Grand-Tour-Debüt gegeben, nun darf er sich erstmals in Frankreich beweisen. „Natürlich ist die Tour etwas Spezielles. Ich weiß, was auf mich zukommt und da geht man schon mit Respekt an die Sache heran.“
Wie seine beiden Landsleuten ist er als Edeldomestik eines Stars eingeplant. Im Gegensatz zu Eisel und Haller, die mit Mark Cavendish (GBR) bzw. Alexander Kristoff (NOR) Sprintspezialisten unterstützen, wird er dem Spanier Alberto Contador bei der Jagd nach dem dritten Gesamtsieg helfen. „Meine Aufgabe ist, dass ich auf den Flach- und Hügeletappen größtmögliche Arbeit verrichte“, erklärt der Wolfsegger. Auch in den schnellen Etappen soll er seinen Kapitän im Windschatten durch die Sprints dirigieren. „Er und ich sind schon ein Team, er fährt direkt hinter mir. Dementsprechend Verantwortung lastet auf mir.“ Ein großer Vertrauensbeweis für den 23-Jährigen, der erst sein zweites Jahr auf der World Tour bestreitet. Bei den Bergankünften der letzten Woche wird das Trio aber nicht mehr im Spitzenfeld sein, die erste Ankunft in Paris wird für Gogl trotz allem als ganz besondere erleben.
Noch vor dem Start lieferte das Trek-Team den ersten Dopingfall: Der Portugiese Andre Cardoso wurde nach einem positiven EPO-Test suspendiert. Dass es ausgerechnet ein Berghelfer Contadors, der 2010 eine Dopingsperre abgesessen hat, erwischte, hat einen Beigeschmack. So twitterte Tinkoff-Teamchef Oleg Tinkow: „Hat Cardoso Blut mit Contador verwechselt? Trek schämt euch.“ (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2017)
