Vom Flughafen-Rennen zum Formel-1-Schmuckstück

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Formel 1 �sterreich(c) dpa/dpaweb (Oliver Multhaup)
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Österreich feiert 30 Jahre Formel-1-GP, Niki Lauda gelang der einzige Heimsieg und er hält diese Errungenschaft trotzdem für "wurscht". Rindt, Berger und Marko feierten in Österreich ihre Debüts, auch der Spielberg-Ring hat sich verändert.

Wenn die Formel 1 am kommenden Wochenende in Österreich gastiert, kann Spielberg ein Jubiläum feiern. Zum 30. Mal wird am 9. Juli ein Automobil-Grand-Prix von Österreich als Formel-1-Weltmeisterschaftslauf ausgetragen. Die Formel-1-Geschichte der Rennstrecke in der Steiermark ist turbulent und erstreckt sich über vier Phasen.

Begonnen hatte alles rund um die Formel 1 in Österreich schon Anfang der 1960er-Jahre in Zeltweg. Jochen Rindt drehte zwar schon 1963 in einem Formel-1-Wagen dort seine Runden, als erster Weltmeisterschaftslauf mit Formel-1-Autos steht aber das Rennen mit dem Sieg des italienischen Ferrari-Fahrers Lorenzo Bandini 1964 in den Annalen. Es war aus Sicherheitsgründen auch das letzte auf dem Flugplatz Hinterstoisser. Danach wurde vor allem wegen der aufgekommenen Begeisterung über Rindt unweit davon und fast zeitgleich mit der Errichtung des Salzburgrings der Österreichring gebaut. Dort wurden dann von 1970 bis 1987 die 18 wohl legendärsten Österreich-Rennen ausgetragen. Erster Sieger war der Belgier Jacky Ickx in einem Ferrari.

Die knapp sechs Kilometer lange Hochgeschwindigkeits-Strecke im steirischen Aichfeld war mit ihrer ländlichen Umgebung von Anbeginn weg einzigartig und zu ihrer Zeit eine der schnellsten im WM-Kalender. "Die Autos waren verdammt gefährlich, waren ähnlich schnell wie jetzt", sagte Helmut Marko, der hier 1971 erstmals in ein Formel-1-Rennen startete.

Laudas Glanzstunde und ein tödlicher Unfall

Auf dem Österreichring feierte 1984 Niki Lauda auch jenen Heimsieg, der ihm später zum dritten Weltmeistertitel verhalf. Lauda fuhr damals trotz eines massiven Getriebedefekts an seinem McLaren-TAG Porsche zum Triumph. "Gott sei Dank hat Nelson Piquet nicht gecheckt, dass ich Probleme hatte. Ohne diesen Sieg wäre ich später nicht Weltmeister geworden", erinnert sich Lauda gut an den kuriosen Rennverlauf.

Trotzdem blickt der Wiener heute relativ unbeeindruckt auf seinen Heimsieg in einer Zeit, in der man noch bis an den Streckenrand durfte und die Fans nach dem Rennen Piste und Zielgerade stürmten. "Dass ich der einzige österreichische Sieger dort bin, ist völlig wurscht, und an meinen Leben hat das nichts geändert", so der 68-jährige zur APA.

Dass Heimsiege aber doppelt schwer sind, bestätigt auch der aktuelle Aufsichtsratschef des Mercedes-Formel-1-Teams. "Einfach, weil einen da dauernd die Journalisten belästigen und man weniger Zeit hat, sich auf das Rennen zu konzentrieren", erklärte Lauda schmunzelnd. "Da kommen selbst die hin und fragen dir Löcher in den Bauch, die sonst kein Budget für die Formel 1 haben."

Triumphe für Piloten von Ickx über Emerson Fittipaldi sowie Alain Prost - der Franzose ist mit drei Siegen erfolgreichster Österreich-Starter - bis hin zum Briten Nigel Mansell begleiteten den alten Österreichring ebenso wie der tödliche Unfall des Amerikaners Mark Donohue 1975. Weil zu schnell und zu gefährlich geworden, kam nach mehreren Start-Kollisionen 1987 das Ende für die hügelige Piste.

Wurz am Design mitbeteiligt

Am neuen und im Prinzip bis heute gültigen Layout hatte auch Alexander Wurz seine Finger im Spiel. "Ich habe damals als Bub praktisch die erste neue Streckenführung gezeichnet", erinnert sich der spätere Benetton-, McLaren- und Williams-Pilot, dessen Vater Franz Wurz über den ÖAMTC mit dem Aufbau des neuen Rennens federführend beauftragt war. Vor allem aus Lärmschutzgründen musste die Strecke damals auf 4,3 Kilometer verkürzt werden, womit auch die Westpassage wegfiel.

Zu den Siegern der dritten und von 1997 bis 2003 dauernden Ära - nun bereits komplett in der Gemeinde Spielberg - zählten unter anderem Jacques Villeneuve, Mika Häkinnen und zweimal Michael Schumacher. Der "geschenkte" Sieg des späteren Rekord-Weltmeisters am Muttertag 2002 war wegen der Ferrari-Stallorder höchst umstritten.

Gerhard Berger hat - wenn auch mit viel Pech - das Heimrennen nie gewonnen. Der Tiroler muss sogar die Position des zweitbesten Österreichers in Spielberg Wurz überlassen, denn der Niederösterreicher wurde 1999 im Benetton Fünfter.

Mehr als das packt Wurz auch heute noch aber die Erinnerung an seinen ersten Besuch am "alten" Österreichring Mitte der 1980er-Jahre und damit in der höllischen Turbo-Ära. "Wir konnten damals direkt am Streckenrand stehen, und als da ein gelber Turbo-Renault vorbeigedonnert ist, habe ich mir fast in die Hose gemacht", erinnert sich der Niederösterreicher.

Wirtschaftsfaktor für die Region

Heute ist der 70 Kilometer von Graz sowie keine zwei Autostunden von der Bundeshauptstadt Wien entfernte Red Bull Ring ein architektonisches Juwel, eingebettet in eine der schönsten Landschaften im Formel-1-Kalender. Die Serie fährt dort seit 2014 wieder, seit dem Vorjahr gastiert auch wieder die Motorrad-Königsklasse MotoGP in Spielberg.

Speziell die Murtal-Region hat durch die Rennen und die Rennstrecke immer wieder wirtschaftlich enorm profitiert. Die Formel 1 hat trotz fortschreitender Globalisierung ihre sportlichen Wurzeln in Westeuropa - Österreich ist eine von ihnen. "Österreich ist ein schöner Kontrapunkt, ein grüner", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der früher als Instruktor auf der Strecke arbeitete. "Die Kombination macht es aus."

(APA)

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