Reparieren statt wegwerfen: EU-Parlament ruft Kommission zum Handeln auf

Die Presse/Clemens Fabry
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Geräte, die einen Tag nach Ablauf der Garantie den Geist aufgeben, Produkte, die sich nicht ohne Abschluss eines Ingenieur-Studiums reparieren lassen. Ein Zustand, den das EU-Parlament nicht länger akzeptieren will.

Reparieren statt wegwerfen - unter diesem Motto hat das Europaparlament Maßnahmen zur Vermeidung von Elektromüll gefordert. Maßnahmen sollen gegen die sogenannte geplante Obsoleszenz ergriffen werden - also gegen die programmierte kurze Lebensdauer. Zudem fordert das Parlament "Mindestkriterien für die Beständigkeit". Eine Forderung, die sich nicht nur auf Elektrogeräte beschränkt, sondern auch die Software umfasst. Außerdem will man, dass Produkte wieder selbst repariert werden können und Akkus nur mehr festverbaut sind, wenn es aus Sicherheitsgründen nicht anders möglich ist.

Diese Forderungen kommen zu einem Zeitpunkt, wo Smartphones mit einem austauschbaren Akku zu einer Rarität geworden sind und die Hersteller vermehrt darauf setzen, alles zu verschweißen und für den User nicht mehr zugänglich zu machen. Auch die Garantie- und Gewährleistungsbestimmungen sind für den Otto-Normalverbraucher meist derart verwirrend, dass man kein Risiko eingehen will und das Gerät erst recht zur Reparatur bringt, wenn man es nicht ohnehin sofort durch ein Neugerät ersetzt.

Reparatur schwierig und aufwändig

Derzeit seien viele Reparaturen teuer und zeitaufwendig und könnten zudem oft nur vom Hersteller bewerkstelligt werden, kritisierte die SPD-Abgeordnete Evelyne Gebhardt. Gleichzeitig müssten immer mehr Reparaturbetriebe ihren Geschäftsbetrieb mangels Nachfrage einstellen.

Derzeit sei es oft billiger, ein neues Gerät zu kaufen, als das alte zu reparieren, stellte das Parlament am Dienstag zudem in einer Entschließung fest. Daher müssten Anreize geschaffen werden, um Reparaturen zu erleichtern - etwa durch einfach austauschbare Einzelteile. Notwendig seien Mindeststandards für die Haltbarkeit von Geräten, aber auch steuerliche Anreize zur Förderung von Reparaturen, forderte der Berichterstatter, der französische Grüne Pascal Durand. Einige Länder, etwa Schweden, hätten bereits solche Maßnahmen verabschiedet. 

Die Forderung von Linken und Grünen nach einer verbindlichen Kennzeichnungspflicht zur Lebensdauer von Produkten scheiterte am Widerstand der konservativen Mehrheit im Parlament. Mit der Entschließung fordert das Europaparlament die EU-Kommission auf, eine Initiative zu ergreifen. Die Brüsseler Behörde muss dieser Forderung allerdings nicht nachkommen.

(APA/Red.)

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