Eine Pressesprecherin mit Politik im Blut

Sarah Huckabee Sanders
Sarah Huckabee Sandersimago/UPI Photo
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Als Interpretin des Präsidenten bietet Sarah Huckabee Sanders keine große Show. Die Tochter des Ex-Gouverneurs Mike Huckabee und dessen Wahlkampfmanagerin kennt den Polit-Betrieb von innen.

Es sollte ihr großer Tag werden, doch Sarah Huckabee Sanders stand die längste Zeit abseits am Rande des engen, stickigen Presseraums im Weißen Haus. Beim Pressebriefing am Freitagnachmittag sprach die 34-Jährige, gleichsam als Moderatorin, in ihrem breiten, typischen Südstaaten-Akzent bloß die einleitenden Worte.

Nüchtern referierte die stellvertretende Pressesprecherin die Neuigkeiten, ehe sie emotionslos den Rücktritt Sean Spicers bekannt gab und danach Platz machte für ihren neuen Chef. Anthony Scaramucci übernahm als neuer Kommunikationschef gleich das Kommando, wandte sich mit Verve an das Pressecorps und nutzte die Gelegenheit, um die Beförderung Huckabees zur neuen Pressesprecherin zu verkünden – der dritten Frau in der Geschichte des Weißen Hauses, die mit der Interpretation des Präsidenten und den Vorgängen in der US-Regierung betraut ist.


Tägliches Telefonat mit dem Vater. Donald Trump hatte ursprünglich ohnehin eine Frau für den Kommunikationsjob auserkoren: Laura Ingraham, die scharfzüngige Moderatorin einer Radiotalk-Show, die dem Präsidenten einen Korb gab. Zwei weitere Frauen im Kommunikationsteam stehen bei Trump hoch im Kurs: seine Beraterin Kellyanne Conway und Hope Hicks, das Ex-Model mit den blitzenden Zähnen.

In den vergangenen Monaten hat Sarah Huckabee Sanders immer öfter Sean Spicer vertreten, und nur einmal verwickelte ein Reporter sie in einen hitzigen Schlagabtausch. Die dreifache Mutter gibt sich nach außen hin unberührt von den Kalamitäten mit den Medien: „Wenn Sie einmal Chaos sehen wollen, sollten Sie einmal zu uns nach Hause kommen“, beschied sie einen Journalisten. Täglich telefoniert sie schon um sechs Uhr früh mit ihrem Vater, Mike Huckabee, dem republikanischen, erzkonservativen Ex-Gouverneur von Arkansas und leutseligen Baptistenprediger, einem Hobby-Rocker und ehemaligen Fox-News-Moderator.

Sie tauschen Tipps und politische Strategien aus – wie in jenen Tagen in Iowa anno 2007, als sie als Wahlkampfmanagerin für dessen Präsidentschaftskampagne agierte. Von ihrem Vater hat sie auch den Sarkasmus geerbt.

Steckbrief

Geboren am 13. August 1982 in Hope, Arkansas, dem Geburtsort von Bill Clinton. Sie ist mit einem republikanischen Konsulenten verheiratet und hat mit ihm drei Kinder.

2007 zog sie bei den republikanischen Primaries als Wahlkampfmanagerin ihres Vaters nach Iowa, wo sie schließlich einen Überraschungserfolg errangen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2017)

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