Filmlegende Jeanne Moreau ist tot

Der französische Filmstar Jeanne Moreau ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

Die französische Filmlegende Jeanne Moreau ist tot. Die Schauspielerin starb im Alter von 89 Jahren, wie ihr Agent am Montag sagte. Nach Angaben der Bürgermeisterin des 8. Pariser Stadtbezirks, Jeanne d'Hauteserre, wurde Jeanne Moreau tot in ihrer Wohnung in der französischen Hauptstadt gefunden. Laut mehrerer Quellen soll sie Montagfrüh von ihrer Haushaltshilfe aufgefunden worden sein.

Erstmals stand die am 23. Jänner 1928 in Paris geborene Tochter einer britischen Tänzerin und eines französischen Gastronomen 1948 vor der Kamera. Mit "Fahrstuhl zum Schafott" von Louis Malle schaffte sie 1957 ihren Durchbruch und arbeitete in der Folge in ihren mehr als 150 Filmen mit den Größten der Branche zusammen.

Als gelangweilte und frustrierte Gattin spielte sie an der Seite von Jean-Paul Belmondo unter Peter Brook in der Duras-Verfilmung "Stunden voller Zärtlichkeit" und als Partnerin von Marcello Mastroianni in "Die Nacht" von Michelangelo Antonioni. Rainer Werner Fassbinder holte sie als Puffmutter für "Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel" vor die Kamera und Wim Wenders für "Bis ans Ende der Welt". Im Jahr 1976 gab sie mit dem Film "Lumière" über die Lebensgeschichten von vier Freundinnen ihr Regiedebüt. "Ich höre erst auf, wenn ich tot bin", sagte Moreau einst in einem Interview.

Mit dem Krimi "Der Fahrstuhl zum Schafott", der ersten selbständigen Regiearbeit von Louis Malle, wurde Jeanne Moreau zum Star. (c) imago/United Archives (imago stock&people)

Unter der Regie von Roger Vadim spielte Moreau in "Gefährliche Liebschaften" Juliette Merteuil, die im Paris der 1950er Jahre mit ihrem Mann eine offene Ehe führt. Hauptdarsteller Gérard Philipe starb neun Wochen nach der Filmpremiere im Alter von nur 36 Jahren an Leberkrebs. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)

Marcello Mastroianni und Jeanne Moreau als Ehepaar, das seinen sterbenden Freund im Spital besucht und dabei das Auseinanderbrechen ihrer Liebe erlebt. Regisseur Michelangelo Antonioni gewann mit diesem "Die Nacht" den Goldenen Bären auf der Berlinale 1961. (c) imago/Cinema Publishers Collection (The Legacy Collection)

Unter Regisseur François Truffaut drehte Jeanne Moreau einen ihrer bekanntesten Filme, „Jules & Jim“. Im Jahr 1912, vor dem Ersten Weltkrieg, verlieben sich zwei Freunde, Jules (Oskar Werner) und Jim (Henri Serre) in dieselbe Frau, Catherine, gespielt von Moreau. Catherine heiratet Jules. Nach dem Krieg treffen sich dir drei wieder und Catherine verliebt sich in Jim. Die Geschichte dieser Dreiecksbeziehung gilt als Klassiker der französischen Nouvelle Vague. (c) imago stock&people (imago stock&people)

In Kafkas "Der Prozess" sieht man Jeanne Moreau unter Orson Welles' Regie das Fräulein Bürstner an der Seite von Anthony Perkins (Josef K.). (c) imago stock&people (imago stock&people)

In Louis Malles' Westernkomödie "Viva Maria!" spielen die beiden Stars Jeanne Morau und Brigitte Bardot nicht nur, sie singen auch. Beide Schauspielerinnen wurden für ihre Rollen ausgezeichnet. Jeanne Moreau gewann den British Film Academy Award als beste ausländische Schauspielerin, Brigitte Bardot wurde mit dem französischen Étoile de Cristal als beste Darstellerin geehrt. (c) imago stock&people (imago stock&people)

"Mademoiselle" ist ein düsteres Drama von Tony Richardson. Moreau spielt darin eine soziopathische Lehrerin, die von einem Holzfäller besessen ist. (c) imago stock&people (imago stock&people)

Regisseur François Truffaut schickt in "Die Braut trug schwarz" Jeanne Moreau auf Rachefeldzug: Direkt nach der Trauung wird Julies Bräutigam auf der Freitreppe vor der Kirche von Unbekannten erschossen. Die Witwe macht sich auf die Suche nach den Mördern und rächt sich auf erstaunlich vielfältige Art. (c) imago/Cinema Publishers Collection

Mit "Lumière", einem Drama, das die Lebensgeschichten von vier Freundinnen erzählt, feierte Jeanne Moreau ihr Regie-Debüt. Bruno Ganz, derzeit in "The Party" in den Kinos zu sehen, spielt in diesem Film einen jungen Mann, in den sich Moreau verliebt. (c) imago/United Archives (imago stock&people)

"Diese Liebe" zeigt die Beziehung zwischen Marguerite Duras und ihrem jungen Fan Yann Andréa, die bis zum Tode Duras' 1996 hielt. Jeanne Moreau schlüpft in die Rolle der Literatin.   (c) imago stock&people (imago stock&people)

In von François Ozons "Die Zeit die bleibt" spielt Moreau die Großmutter eines jungen, krebskranken Mannes, der sich gegen eine Chemotherapie und für das Sterben entscheidet. (c) imago/United Archives (imago stock&people)

Jeanne Moreau hat in ihrem Leben sehr viele Preise gewonnen. Unter anderem erhielt sie 1960 in Cannes den Preis als Beste Darstellerin in "Stunden voller Zärtlichkeit".1996 wurde sie bei den Internationalen Filmfestspiele von Venedig für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, 2008 erhielt sie einen Ehren-César (Bild). (c) REUTERS (BENOIT TESSIER)

Muse der Nouvelle Vague

Sie war die Muse der Nouvelle Vague und drehte mit Francois Truffaut einer seiner besten Filme, "Jules und Jim". Sie spielte in ihrer langen Karriere so ziemlich alles: "Femme fatale", Königin, Lehrerin und Gangsterin.

Moreau gehörte zu den Stammgästen großer Filmfestivals, darunter Cannes und Berlin, und war 1988 auch im Österreichischen Filmmuseum in Wien zu Gast. Für ihr Lebenswerk erhielt sie im Jahr 2000 auf der Berlinale den Goldenen Bären und 2004 in Cannes die Goldene Palme. Ihre Schönheit und ihre rauchige Stimme faszinierten nicht nur Regisseure und Publikum: Mit dem österreichischen Dichter Peter Handke war sie in den frühen 1970er-Jahren liiert.

(APA/Red.)