Mariss Jansons rundete Andreas Kriegenburgs werkgetreue, packende Produktion von Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ mit der grandiosen Nina Stemme zum Gesamtkunstwerk.
Wenn es ein Hohelied der Unmoral gibt, ein Menetekel der völligen Entgötterung, der die Menschheit sich verschrieben hat, dann ist das wohl Dmitri Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Josef Stalin, Führer eines jener Teufelsregime, die diese Entwicklung entscheidend befördert haben, diese Oper verbieten ließ. „Chaos statt Musik“ wetterte der Diktator in der Prawda – und es werden schon nicht musikalisch-ästhetische Fragen gewesen sein, die in der Folge den Anstoß zur größten „Säuberung“ im Kulturleben seines Sowjetstaates gaben.
Mörderische Aktionen im rechtsfreien Raum: In gewisser Weise paraphrasiert „Lady Macbeth“ die Zustände, denen sich die Untertanen des roten Zaren ausgesetzt sahen. Dass Schostakowitsch diesen Terror überlebte, ist so zufällig wie die Aufdeckung der Morde seiner Katerina Ismailowa in der Opernhandlung. Die durch und durch verderbten Obrigkeiten tragen dazu nichts bei, bestechliche Exekutive so wenig wie pervertierte, durch den volltrunkenen Popen repräsentierte Geistlichkeit.