Unwetter: Enorme Schäden in weiten Teilen Österreichs

In Kärnten musste ein Campingplatz evakuiert werden
In Kärnten musste ein Campingplatz evakuiert werdenAPA/ÖSTERREICHISCHES ROTES KREU
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Schwere Gewitter und Sturmspitzen von bis zu 130 km/h haben in der Nacht auf Freitag gewütet. Umgestürzte Bäume sorgten in mehreren Bundesländern für Stromausfälle sowie Bahn- und Straßensperren.

Heftiger Unwetter haben in der Nacht auf Freitag in Österreich enorme Schäden angerichtet. Sturmböen entwurzelten Bäume, was Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen zur Folge hatte. An den Wetterstationen der Zamg (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) wurden im Gebiet vom Burgenland über das Wiener Becken bis zum Weinviertel in vielen Regionen Windgeschwindigkeiten um 100 km/h gemessen.

Am Flughafen Schwechat wurden fast 120 km/h registriert, in Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See) sogar knapp 130 km/h. Selbst in der Wiener Innenstadt erreichten die Sturmböen noch um die 90 km/h. Innerhalb kurzer Zeit kamen laut Messungen der Zamg auch beachtliche Regenmengen zusammen. So fielen in Dellach im Drautal von Donnerstagfrüh bis Freitagfrüh knapp 70 Millimeter. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen August regnet es in Dellach im gesamten Monat 130 Millimeter. In Innsbruck kamen in 24 Stunden 55 Millimeter Regen zusammen. In einem durchschnittlichen August regnet es in Innsbruck im gesamten Monat rund 130 Millimeter. Das Blitzortungssystem ALDIS registrierte von Donnerstag 8.00 Uhr bis Freitag 8.00 Uhr 9.121 Blitzeinschläge in Österreich.

1.250 Feuerwehrleute in Niederösterreich im Einsatz

In Niederösterreich standen 119 Feuerwehren mit etwa 1.250 Mann im Unwettereinsatz. Die Richtungsfahrbahn Ungarn der Ostautobahn war bei Fischamend (Bezirk Bruck a.d. Leitha) von Donnerstag um 22.45 Uhr bis Freitag um 2.30 Uhr wegen geknickter Bäume gesperrt, die in die Fahrbahn hineinragten. Autofahrer mussten im Stau ausharren. Bei den Aufräumarbeiten wurden auch Schneepflüge aufgeboten. Im Bezirk Baden wurden schon am Nachmittag Straßen und Keller überflutet, am Abend wurden in mehreren Orten Häuser abdeckt.

Burgenland: 40.000 Haushalte ohne Strom

Im Burgenland musste das Team in der Landessicherheitszentrale in Eisenstadt aufgestockt werden. Von den heftigen Unwettern war das ganze Land betroffen. Bis zu 40.000 Haushalte seien vorübergehend ohne Strom gewesen, teilte die Netz Burgenland GmbH mit. Mehrere Bahnstrecken waren unterbrochen, darunter die Verbindung nach Ungarn zwischen Bruck an der Leitha und Nickelsdorf. Am Autobahngrenzübergang wurden am Nachmittag die Pkw-Spuren für die Einreise nach Österreich gesperrt, damit Einsatzkräfte die Unwetterschäden reparieren konnten. Die Schäden in der Landwirtschaft belaufen sich nach einer ersten Schätzung auf eine Million Euro.

Steiermark: Zehn Hektar Wald umgeworfen

In der Steiermark waren vor allem der Großraum Liezen sowie die Bezirke Leibnitz, Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Weiz von den Unwettern und Überflutungen betroffen. In Kleinsölk warf der Sturm zehn Hektar Wald um. Im Bezirk Weiz wurden zwei Wirtschaftsgebäude von Blitzen getroffen. Eines der Gebäude bis auf die Grundmauern nieder. Das Lake Festival am Schwarzlsee südlich von Graz war mehr als eine Stunde lang unterbrochen. Rund 2.000 Haushalte in der Ober-, Süd-und Südoststeiermark waren vorübergehend ohne Strom.

Kärnten: Campingplatz evakuiert

In Kärnten waren die Bezirke Spittal und Hermagor, teilweise auch Villach-Land und Feldkirchen am meisten von Unwettern betroffen. Häuser wurden abgedeckt, Muren gingen ab, Bäche traten über die Ufer, Keller wurden überschwemmt, zahlreiche Bäume stürzen um und richteten Schäden an. Ein Campingplatz in Möllbrücke musste evakuiert werden, es gab Verletzte. Der Bahnhof von Sachsenburg wurde von den Sturmböen teilweise abgedeckt. Die Drautalstrecke zwischen Lendorf und Greifenburg war in den Abendstunden gesperrt. Dachteile waren auf die Gleise und auf die Stromleitung gefallen, sagte ein ÖBB-Sprecher. Die Schäden sind beträchtlich, der Bahnhof muss nun trockengelegt werden.

Wien: Konzert abgebrochen

In Wien wurde am Donnerstagabend wegen der schweren Gewitter das Open-Air-Konzert der US-Indieband Interpol in der Arena kurz nach Beginn abgebrochen. Alle Hallen der Arena wurden geöffnet, damit Besucher nicht bei Blitz und Donner auf die Straße mussten. In der Bundeshauptstadt rückte die Feuerwehr rund 200 Mal aus, vorwiegend wegen umgestürzter Bäume, loser Dachziegel und umgeworfener Plakatwände.

Tirol: Brennerbundesstraße zumindest bis Samstag gesperrt

Nach neuerlichen Unwettern und Murenabgängen am Donnerstag in Tirol bleibt die Brennerbundesstraße (B182) zwischen Mühlbachl und Schönberg zumindest bis Samstag gesperrt. Das teilte das Land in einer Aussendung mit. Ob eine Freigabe am Sonntag möglich ist, hängt vom Fortschritt bei den Aufräumarbeiten ab. Die Umleitung erfolgt über die mautpflichtige Brennerautobahn (A13).

Die Ellbögener Landesstraße (L38) wurde unterdessen nach der Begutachtung einiger Hangrutsche ober- und unterhalb der Straße durch den Landesgeologen und das Baubezirksamt Innsbruck wieder freigegeben. Aufgrund von Aufräumarbeiten sei die Straße allerdings nur erschwert passierbar. Es müsse mit Wartezeichnen gerechnet werden, hieß es

(APA)

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