Rapid erinnerte beim 1:2 gegen Sturm an die schwache Vorsaison.
Trainer Goran Djuricin predigt Durchhalteparolen, verliert aber einen weiteren Schlüsselspieler.
Wien. Die Schatten der vergangenen Saison haben Rapid eingeholt. Bei der 1:2-Niederlage gegen Sturm Graz boten die Hütteldorfer eine erschreckend schwache Vorstellung, die frappant an die Leistungen des vergangenen Frühjahrs erinnerte. Nur ein Punkt steht aus den letzten drei Ligaspielen zu Buche, die grün-weiße Ursachenforschung steht jedoch erst am Anfang. „Wir müssen positiv in die Zukunft schauen und analytisch bleiben. Es bringt nichts, zu viel Emotionen reinzuschmeißen und alles zu hinterfragen. Wir haben nicht 0:5 verloren. Wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, würde ich nicht da sitzen“, übte sich Trainer Goran Djuricin wieder einmal in Zweckoptimismus. Für die schwache Darbietung seiner Mannschaft hatte er keine Erklärung: „Wir hatten viel Ballbesitz, aber nicht den nötigen Nachdruck. Wir machen viele technische Fehler, dabei sind wir technisch sehr versiert.“
Auch der Rapid-Coach gerät zunehmend in den kritischen Fokus – und unter Druck. Djuricin ist ohne jegliche Erstliga-Erfahrung im Frühjahr als Feuerwehrmann eingesprungen und anschließend fix verpflichtet worden, noch aber schuldet er den Beweis, dass er der Herausforderung beim Traditionsklub langfristig gewachsen ist. Der anfängliche Schwung ist längst verpufft, Aufstellungen und Einwechslungen sind nicht nur für die Fans nicht immer nachzuvollziehen. So musste Einserstürmer Joelinton gegen Sturm zunächst auf die Bank, an seiner Stelle bot Giorgi Kvilitaia einen lustlosen Auftritt und leitete mit einem Fehlpass das 0:1 ein – nach 45 Minuten war das Experiment vorbei.
Ehrenkapitän Steffen Hofmann wurde von Djuricin lange ignoriert, um nun in die Startelf zu rücken. Dem 36-Jährigen fehlt es inzwischen aber an Geschwindigkeit und Ausdauer, seine Routine wäre wohl als Joker in brenzlige Schlussphasen besser eingesetzt. Zumal mit Stefan Schwab und Louis Schaub die Kreativabteilung in einem anhaltenden Formtief agiert. „Die spielerischen Momente haben gefehlt, wir müssen mehr Chancen kreieren. Wir machen uns das Leben selbst schwer“, sagte Schaub, der jedoch Vergleiche zu Vorsaison ablehnte. „Da waren wir spielerisch um einiges schlechter.“
Bezeichnend für die grün-weiße Situation ist, dass der erste Pflichtspieleinsatz von Philipp Schobesberger seit November einer von wenigen Lichtblicken war. Der 23-Jährige zeigte mit seiner Schnelligkeit auf, konnte das Ruder allein aber nicht mehr herumreißen. „Er macht uns große Hoffnung, durch ihn sind wir gefährlicher geworden“, lobte Djuricin.
Wöber steht vor Wechsel zu Ajax
In der Abwehr herrscht unterdessen dringender Handlungsbedarf. Maximilian Hofmann stellte bei seinem ersten Ligaeinsatz in dieser Saison keine merkliche Verbesserung gegenüber Mario Sonnleitner dar, somit ist weiter der 19-jährige Maximilian Wöber trotz einiger jugendlicher Unsicherheiten die eigentliche Konstante. Den Youngster hat jedoch der Lockruf von Ajax Amsterdam ereilt, im grün-weißen Lager hat man sich bereits mit dem Wechsel abgefunden. „Die Hoffnung ist an einem kleinen Ort“, meinte Sportdirektor Fredy Bickel und Djuricin ergänzte: „Wir können Spieler, die in eine Liga wollen, in der sie sich sportlich verbessern können, auf Dauer nicht halten. Das ist das Fußball-Geschäft.“
Der Rapid-Trainer prophezeite Wöber eine große Zukunft: „Ich glaube, dass er in ein, zwei, drei Jahren im österreichischen Nationalteam spielen wird. Er hat sehr hohes Potenzial, ist relativ schnell und kopfballstark, hat eine super Spieleröffnung und ist ein intelligenter Bursche.“ Ajax soll zwischen sieben und acht Millionen Ablöse bezahlen, damit wäre der Innenverteidiger der teuerste Verkauf der Klubgeschichte.
(red)