Deutschland: Merkel fremd im eigenen Land?

AfD Party supporters are seen holding a sign reading ´Merkel must go´ before an election campaign rally of German Chancellor Angela Merkel, top candidate for the upcoming general elections of the Christian Democratic Union party, in Bitterfeld-Wolfen
AfD Party supporters are seen holding a sign reading ´Merkel must go´ before an election campaign rally of German Chancellor Angela Merkel, top candidate for the upcoming general elections of the Christian Democratic Union party, in Bitterfeld-Wolfen(c) REUTERS (Hannibal Hanschke)
  • Drucken

Die erste ostdeutsche Kanzlerin polarisiert – in Ostdeutschland. Wo auch immer Merkel dort auftritt, schallen ihr Buh-Rufe entgegen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Berlin. Diesmal also Brandenburg an der Havel. Pfiffe hallen über den Marktplatz der ostdeutschen Stadt, der Kanzlerin schallen die immer gleichen Parolen entgegen: „Merkel muss weg“. Oder: „Hau ab, hau ab“. So ist es auf Aufnahmen zu hören. Die Kanzlerin erträgt die Schlachtrufe – die einzigen Disharmonien in diesem Wahlkampf der Wohlfühltöne. Dass sich Merkel ihren ostdeutschen Gegnern nicht entzieht – so wie sie es bei innenpolitischen Debatten gerne tut – wird ihr wohlwollend ausgelegt: „Mutti Courage“, titelt Spiegel Online.

Wo auch immer die Kanzlerin in den neuen Bundesländern aufkreuzt: Ihre Gegner sind schon da. Es ist ein organisierter Protest. In Brandenburg mobilisierte die AfD, aber auch die rechtsextreme NPD. „Merkel hält sich für eine Demokratin – wir werden ihr Lehrstunden in Sachen Demokratie erteilen“, hatte die Neonazi-Partei angekündigt. Bilder zeigen zwei NPD-Anhänger, wie sie aus einem Hotelfenster ein Plakat halten: „Asylbetrug macht uns arm.“ Die Trillerpfeifen lärmen. Merkel muss während ihrer Rede absetzen. Sie verzieht dabei keine Miene. Probleme löse man durch Anpacken „und nicht durch Schreien und Pfeifen“, sagt sie an einer Stelle. „Es ist wichtig, dass wir nicht ganze Orte meiden, weil es dort Schreihälse gibt“, hat sie ein paar Tage zuvor als Devise ausgegeben. Wie sie sich den Hass erklärt, der ihr entgegenschlägt, darüber schweigt sich Merkel aus. In der Jahrespressekonferenz meinte sie auf Nachfragen nur, man müsse sich dem eben stellen. Und: „Es gibt einige, die nicht einmal bereit sind, zuzuhören. Ich muss das zur Kenntnis nehmen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.