Die „Welt“-Redaktion ruft zu Briefaktion auf.
Istanbul/Wien. Am 14. Februar hatte sich der Journalist Deniz Yücel freiwillig der türkischen Polizei gestellt, am gestrigen Freitag waren es 200 Tage, die der „Welt“-Korrespondent ohne Anklage in Haft verbringen musste. Ankara wirft Yücel Terrorpropaganda vor, selbst Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete den Journalisten als „Agenten“ und warf ihm vor, der PKK zuzuarbeiten. Yücel hatte während seiner Tätigkeit als Journalist unter anderem den PKK-Chef Cemil Bayık interviewt.
Im Gefängnis hat Yücel seine Freundin, Dilek Mayatürk Yücel, geheiratet, die in der Freitagsausgabe der „Welt“ unter anderem darüber schreibt, warum es die türkischen Behörden auf Yücel abgesehen hätten. „Deniz' Inhaftierung wurde begründet mit Artikeln, die er geschrieben hat, die aber laut Presserecht schon längst verjährt sind [. . .] Einige dieser Artikel sind zudem von der Anklagebehörde sinnentstellt übersetzt worden“, so Mayatürk Yücel. Montags dürfe sie ihn besuchen, sonst befindet sich der Journalist in Isolationshaft.
Die Freilassung Yücels sei für sie prioritär, wie die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, jüngst meinte: „Das ist leider sehr kompliziert, weil Deniz Yücel Doppelstaatler ist und wir da konsularisch nicht so viel Rechte haben“, so Merkel in der „TAZ“. Die „Welt“ ruft Unterstützer dazu auf, Deniz Yücel einen Brief zu schreiben. Die Redaktion übersetzt die Texte auf Türkisch und leitet sie weiter:
schreibdeniz@weltn24.de. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2017)