Champions League: Trikotwurf als Stimmungsbarometer

Franck Ribéry war sauer und warf nach seiner Auswechslung das Bayern-Trikot weg.
Franck Ribéry war sauer und warf nach seiner Auswechslung das Bayern-Trikot weg.(c) imago/ActionPictures (Peter Schatz)
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Bayern München besiegte Anderlecht 3:0, doch Ruhe ist nicht eingekehrt. Franck Ribéry sorgte nach seiner Auswechslung für einen Eklat, auch auf dem Platz war die angespannte Stimmung nicht zu übersehen.

München. Es wäre nicht Bayern München, wenn nicht eine der seltenen Bundesliga-Niederlagen das Gefüge durcheinanderbringen würde. Nach dem 0:2 in Hoffenheim irritierte Robert Lewandowski mit Kritik an der zurückhaltenden Einkaufspolitik des Klubs, dann verwunderte die inkonsistente Haltung der Vereinsspitze: Vorstandstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge wies den polnischen Torjäger scharf zurecht, Präsident Uli Hoeneß störte sich hingegen nicht an der Meinungsäußerung.

Zum Auftakt der Champions League traf Lewandowski, und Bayern besiegte Anderlecht 3:0, doch Ruhe kehrte in München keine ein. Im Gegenteil, Franck Ribéry warf erzürnt über seine Auswechslung kurz vor Schluss das Trikot auf die Bank. „Das darf nicht passieren, das ist nicht okay. Darüber werden wir sprechen“, kündigte Sportdirektor Hasan Salihamidžić an. Der Bosnier, seit August im Amt, antwortete selbst allerdings patzig auf Fragen zur Causa Lewandowski und trug damit keineswegs zur Beruhigung bei.

So versuchte wieder einmal Trainer Carlo Ancelotti zu kalmieren. „Manchmal verstehen es Spieler nicht, wenn ich wechsle. Ribérys Leistung war gut, daran lag es nicht. Er hat am Sonntag nicht trainiert, darum wollte ich ihm eine Pause geben“, sagte der Italiener. Die Szene war Sinnbild für die Angespanntheit im Kader, denn anstelle des Franzosen ist für die letzten zwölf Minuten Thomas Müller gekommen, der sich medienwirksam über seine Reservistenrolle beklagt.

Die Lust wird vermisst

Spielerisch bot Bayern gegen den belgischen Tabellenzehnten alles andere als eine Glanzvorstellung. Nach der frühen Elfmeterführung tat der deutsche Meister in Überzahl gerade das Nötigste und hätte bei einem Stangenschuss von Chipciu beinahe den Ausgleich kassiert. Immer wieder bedachten sich Lewandowski, Ribéry und Arjen Robben mit eindeutigen Gesten, wenn ein Pass nicht ankam oder gar nicht erst gespielt wurde. Der letztlich klare Erfolg stellte daher niemanden wirklich zufrieden. „Bei allem Respekt, aber nach der Roten Karte musst du die aus der Arena schießen. Du musst Lust haben vor den eigenen Fans“, schimpfte Robben, gab zugleich aber den flammenden Appell: „Wir müssen jetzt kritisch sein, aber wir müssen auch zusammenhalten.“

Ancelottis Resümee fiel gemäß seines Naturells bedachter aus. „Es war keine Topleistung, aber eine Leistung, die uns in dieser Phase reicht.“ Der 58-Jährige hat Real Madrid, PSG und Chelsea trainiert, das Ausmaß der Kritik bei Bayern aber sei neu. „Viele Leute sprechen über Strategie, Taktik und Position der Spieler. Es ist zu viel. Fußball ist einfacher.“ Den Beweis muss er nun antreten. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2017)

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