Stahlfusion von Thyssenkrupp und Tata kostet bis zu 4000 Jobs

Die Stahlehe zwischen Tata und Thyssenkrupp wird mehrere Tausend Jobs kosten
Die Stahlehe zwischen Tata und Thyssenkrupp wird mehrere Tausend Jobs kostenAPA/dpa/Roland Weihrauch (Roland Weihrauch)
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Thyssenkrupp und Tata einigen sich nach eineinhalb Jahren Verhandlung auf eine deutsch-indische Stahlehe. Sie wird bis zu 4000 Arbeitsplätze kosten.

Thyssenkrupp treibt seine Pläne für eine Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata Steel voran. Die Konzerne hätten eine Absichtserklärung für ein Joint Venture ihrer europäischen Stahlaktivitäten unterzeichnet, teilten die Unternehmen am Mittwoch mit. Beide Konzerne sollten an dem Gemeinschaftsunternehmen je 50 Prozent halten. Die Verhandlungen sollen bis Anfang 2018 abgeschlossen werden, die gesamte Transaktion soll bis Ende 2018 nach Zustimmung der Fusionskontrollbehörden komplett über die Bühne gebracht werden.

Die beiden Firmen verhandeln bereits seit anderthalb Jahren über einen Zusammenschluss ihrer Stahlgeschäfte. Zusammen würden sie den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden.

Das neue Unternehmen mit dem Namen thyssenkrupp Tata Steel und Sitz in der Region Amsterdam würde einen Pro-forma-Umsatz von etwa 15 Milliarden Euro erzielen, hätte einen Versand von etwa 21 Millionen Tonnen Flachstahl pro Jahr und würde etwa 48.000 Mitarbeiter an aktuell 34 Standorten beschäftigen. "Mit dem geplanten Joint Venture geben wir den europäischen Stahlaktivitäten von thyssenkrupp und Tata eine nachhaltige Zukunftsperspektive", sagte Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger. "Wir haben mit Tata einen Partner gefunden, der strategisch und kulturell sehr gut zu uns passt." 

Hohe Synergien und Jobabbau

Durch den Zusammenschluss würden beide Unternehmen von signifikanten Synergien in Höhe von 400 bis 600 Millionen Euro profitieren. In den Anfangsjahren kämen diese vor allem durch eine Integration von Vertrieb und Verwaltung, Forschung und Entwicklung, eine gemeinsame Optimierung von Einkauf, Logistik und Servicecentern sowie eine bessere Auslastung der Weiterverarbeitungsstufen zustande. Zu einem späteren Zeitpunkt würde das gesamte Produktionsnetzwerk überprüft. Daraus mögliche Synergien sind noch nicht quantifiziert.

Die beiden Joint-Venture-Partner gehen davon aus, dass im Gemeinschaftsunternehmen bis zu 2000 Stellen in Verwaltungsbereichen und möglicherweise bis zu 2000 Stellen in der Produktion abgebaut werden müssen. Dabei sollen die Lasten ungefähr hälftig auf die beiden Partner entfallen.

Betriebsrat und IG Metall hatten vor dem Hintergrund möglicherweise drohender massiver Einschnitte bei Standorten und Beschäftigten bereits heftigen Widerstand gegen den Plan angekündigt. Für diesen Freitag haben die Arbeitnehmervertreter zu einer Protestkundgebung in Bochum aufgerufen, zu der mindestens 5.000 Stahlkocher erwartet werden. Die Arbeitnehmervertreter hatten zudem angekündigt, bei einer bei einer möglichen Abstimmung im Aufsichtsrat geschlossen gegen ein Zusammengehen mit dem indischen Konkurrenten stimmen zu wollen. Ein solches Votum wäre ein Novum in der Konzerngeschichte.

Thyssenkrupp-Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte in der Vergangenheit vor dem Hintergrund weltweiter Überkapazitäten jedoch immer wieder die Notwendigkeit einer weiteren Konsolidierung betont. Auch ohne einen solchen Zusammenschluss seien Einschnitte notwendig. Eine von dem Betriebsrat genannte Zahl von 4.000 von der Streichung bedrohten Stellen hatte das Unternehmen zurückgewiesen, ohne jedoch eigene Angaben zu machen.

(Reuters)

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