Der Riesen-Konzern, den Gerhard Schröder beaufsichtigen wird

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ITAR TASS 50 BERLIN GERMANY SEPTEMBER 8 Russian President Vladimir Putin L and German Chancellimago/ITAR-TASS
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Die russische Rosneft hat Altkanzler Gerhard Schröder in den Aufsichtsrat gewählt. Diese Personalie hat im Vorfeld für helle Aufregung in Deutschland gesorgt. Aber was ist das eigentlich für ein Konzern, für den er arbeiten wird?

Gerhard Schröder dockt zum zweiten Mal groß in Russland an. Nachdem er vor Jahren den Vorsitz im Aktionärsausschuss der Ostseegaspipeline Nord-Stream übernommen hat, wird er nun in den Aufsichtsrat von des größten russischen Ölkonzerns Rosneft einziehen. Das Unternehmen ist alles andere als unumstritten. Vor drei Jahren wurde es im Anschluss an die Krim-Annexion aufgrund seiner direkten Verbindung mit dem Kreml sogar auf die Sanktionsliste der EU gesetzt. Für Staatspräsident Wladimir Putin ist es zum wichtigsten Unternehmen geworden. Und geführt wird es vom gefürchtesten Manager ganz Russlands.

Dabei hat das Unternehmen die längste Zeit ein Schattendasein hinter den großen Branchenunternehmen, die in den 1990er Jahren entstanden waren, geführt.  Zur Zeit der Machtübernahme von Wladimir Putin in Russland war die Ölgesellschaft Rosneft im Konzert der Sektorenunternehmen noch ein wahres Nichts. Selbst der Name war nur Branchenkennern bekannt. Das sollte sich  im Dezember 2004 schlagartig ändern. Nachdem Michail Chodorkowski, damals reichster Russe und Chef des führenden Ölkonzerns Yukos, hinter Gitter gebracht und sein Konzern filetiert worden war, hat Rosneft in einer berüchtigten Auktion die größte Yukos-Produktionsgesellschaft Yuganskneftegaz übernommen. Es war – wie sich später herausstellte, der Startschuss zu einer sukzessiven Renationalisierung des russischen Ölsektors. Erst Wochen nach der 9,3 Mrd. Dollar teuren Übernahme von Yuganskneftegaz wurde bekannt, dass die hoch verschuldete Rosneft dazu von russischen Banken kreditiert wurde, nachdem westliche Banken aus Angst vor Sanktionen eines US-Konkursgerichts davor zurückgeschreckt waren. Und hier kommt China ins Spiel.

China als Hauptpartner

Für Aufsehen sorgte schon 2004, dass chinesische Firmen sechs Mrd. Dollar als Vorauszahlung für die Lieferung von 48,4 Mio. Tonnen Öl bis zum Jahr 2010 bereitgestellt hatten. China wird forthin zu einem der wichtigsten Kooperationspartner von Rosneft. So unterzeichnete Rosneft beispielsweise 2013 Verträge für 25 Jahre im Ausmaß von 270 Mrd. Dollar, womit die Lieferungen nach China verdoppelt werden. Heute seltsam nimmt sich übrigens das 2004 geäußerte Vorhaben der russischen Regierung aus, Rosneft mit dem Gasriesen Gazprom zu fusionieren. Die Yukos-Zerschlagung markiert nämlich den massiven Machtgewinn von Igor Setschin, der heute Rosneft-Chef ist. Er, der 2004  Kreml-Stabschef und Präsidentenberater war, gilt als Mastermind hinter der Zerschlagung von Yukos.

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