Der Steirer, das unbekannte Wesen

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Symbolbild. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Analyse. Die grüne Mark ist besonders umkämpft. Auf dem Wählermarkt liegen nicht nur die Stimmen der Stronach-Fans. Gerade in Graz gibt es auch besonders viele Wechselwähler.

Wien/Graz. „Steirerblut ist kein Himbeersaft“, wie man in der grünen Mark gern sagt. Der Steirer kann widerspenstig sein und lässt sich ungern von Wien sagen, was er tun oder gar wählen soll. Vielleicht ist er auch deswegen politisch so unberechenbar. Allein schon wegen der so diversen Wahlergebnisse kommt dem Bundesland mit rund 970.000 Wahlberechtigten bei der Nationalratswahl am Sonntag auch eine besondere Bedeutung zu
Während alle anderen Länder mehrheitlich entweder Rot oder Schwarz wählten, war in der Steiermark die FPÖ bei der Nationalratswahl 2013 an der Spitze. In der Landeshauptstadt, Graz, waren hingegen die Grünen die stärkste Partei vor der FPÖ, während SPÖ und ÖVP nur auf Platz drei und vier landeten. Das Ergebnis der ÖVP war so schlecht, dass die Partei bei dieser Wahl nun gar keinen Wahlbeisitzer mehr in Graz stellen darf.
Dabei ist es nicht so, dass die Grazer die Volkspartei ablehnen würden, im Gegenteil: Sie haben seit 14 Jahren mit Siegfried Nagl einen schwarzen Bürgermeister, den sie erst heuer wieder im Amt bestätigt haben. Hingegen bekam die SPÖ bei der Gemeinderatswahl nur noch zehn Prozent in Graz, während die KPÖ doppelt so stark wurde. Dafür gingen die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2015 als stärkste Partei durchs Ziel.

Frank und frei: Neue Partei gesucht

Verwirrend? Ja, aber es zeigt, wie viel Stimmenpotenzial für alle Parteien in der Steiermark liegt. 14 Prozent der Steirer müssen diesmal schon allein deswegen eine andere Partei ankreuzen, weil ihre 2013 gewählte nun gar nicht mehr antritt. Zehn Prozent schenkten damals Landsmann Frank Stronach das Vertrauen, auch das ebenfalls nicht mehr antretende BZÖ schnitt zuletzt mit 3,9 Prozent überproportional stark ab.
Wobei es falsch wäre, die Steiermark in einem zu analysieren, besteht sie doch aus so unterschiedlichen Teilen. Da gibt es die Arbeiteregionen der roten Obersteiermark, die bäuerlich geprägte schwarze Oststeiermark oder das urbane, wankelmütige Graz. Bei der Bundespräsidentenwahl 2016 kam dort Irmgard Griss auf beachtliche 26,4 Prozent, während die Neos in Graz bei Wahlen trotz studentischen Umfelds bisher eher schwach abschnitten. Die freiheitlichen Hochburgen liegen rund um die Landeshauptstadt.
Graz und Graz-Umgebung bilden bei der Nationalratswahl einen gemeinsamen Wahlkreis, es ist der größte in ganz Österreich. Hier ist es auch am einfachsten, ein Grundmandat zu erlangen, zuletzt reichten bereits 11, 9 Prozent der Stimmen aus.
Das weiß auch der Steirer Peter Pilz, der nicht zufällig in diesem Regionalwahlkreis antritt. Denn in der Steiermark und insbesondere in Graz ist immer alles möglich.

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