Rund 600.000 Rohingya aus Myanmar geflohen

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Die Zahl der Flüchtlinge in Bangladesch steigt rasant. Seit Ende August seien 288 Dörfer der muslimischen Minderheit abgebrannt worden, sagen Menschenrechtler.

Im südostasiatischen Bangladesch ist die Zahl der muslimischen Rohingya-Flüchtlinge aus dem Nachbarland Myanmar erneut dramatisch gestiegen. 582.000 Menschen hätten dort nach neuesten Schätzungen seit Ende August Zuflucht gesucht, berichtete das UN-Kinderhilfswerk UNICEF am Dienstag in Genf.

Allein seit Sonntag seien bis zu 15.000 Menschen eingetroffen, sagte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Ende vergangener Woche wurde die Zahl auf gut 530.000 Flüchtlinge geschätzt. Zusätzlich lebten bereits mehr als 300.000 Rohingya in Bangladesch in Flüchtlingslagern. Sie waren bereits früher vor Gewalt in ihrer Heimat geflohen.

Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (Ocha) sind nach dem UN-Spendenaufruf in Höhe von 434 Millionen Dollar (fast 370 Millionen Euro) für sechs Monate bisher 24 Prozent der Summe eingegangen. Am 23. Oktober findet in Genf eine Geberkonferenz statt.

Viele der Neuankömmlinge hätten berichtet, dass sie trotz Gewalt und Bedrohung zunächst in ihren Dörfern bleiben wollten, sagte ein Sprecher des UNHCR. Sie seien aber geflohen, als ihre Dörfer in Brand gesteckt wurden.

Regierung in Myanmar bestreitet Vertreibungen

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind seit Ende August mindestens 288 Rohingya-Dörfer in Myanmar niedergebrannt worden. Satellitenbilder zeigten Zehntausende zerstörte Häuser, die vorwiegend von Angehörigen der muslimischen Minderheit bewohnt gewesen seien, teilte die Organisation Human Rights Watch (HRW) in New York am Dienstag mit. In einigen Orten sei zu sehen, dass direkt neben zerstörten Rohingya-Siedlungen Dörfer der überwiegend buddhistischen Rakhine-Volksgruppe intakt geblieben seien.

Menschenrechtler werfen dem ehemaligen Burma eine "ethnische Säuberung", also eine systematische Vertreibung der staatenlosen Minderheit, vor. Die Angaben lassen sich wegen des fehlenden Zugangs zur betroffenen Region bisher nicht unabhängig überprüfen.

Myanmars Regierung bestreitet jedoch, dass die muslimischen Rohingya vertrieben werden. Die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi betrachtet die Rohingya wie die Militärregierung vor ihr aber als illegale Einwanderer. Das überwiegend buddhistische Land verweigert ihnen die Staatsbürgerschaft, obwohl viele Rohingyas seit Generation dort leben. Die neue Gewaltwelle begann Ende August nach Überfällen auf Sicherheitskräfte durch militante Rohingya.

(APA/dpa)

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