Schwarz-Blau ist die beliebteste Koalitionsvariante. Das Thema Zuwanderung erwies sich als wahlentscheidend.
Wien. Der Wunsch nach Veränderung bzw. Überwindung des Stillstandes und das Ausländerthema waren gemeinsam mit koalitionstaktischen Überlegungen die entscheidenden Faktoren für die Nationalratswahl vom Sonntag. Das geht aus einer Untersuchung der Sozialwissenschaftler Fritz Plasser und Franz Sommer hervor, für die von 11. bis 14. Oktober 2000 deklarierte Wähler online befragt wurden.
Interessant sind die Koalitionspräferenzen: Bei der Umfrage traten nur 15 Prozent für eine weitere Koalition aus SPÖ und ÖVP ein, 38 Prozent wollten hingegen eine Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ. Rot-Blau wünschten sich nur 21 Prozent der SPÖ- und neun Prozent der FPÖ-Wähler.
Die politische Großwetterlage hat sich im Vergleich zu früheren Wahl stark verändert. Plasser verwies darauf, dass 2013 noch 53 Prozent der Meinung waren, dass sich das Land in die richtige Richtung entwickle, nun glauben 69 Prozent, dass es in die falsche Richtung gehe. Während vor vier Jahren nur vier Prozent die politischen Fehlentwicklungen vor allem auf das Ausländerthema zurückführten, waren es jetzt schon 44 Prozent.
Jedem zweiten Wähler bereiteten die Probleme mit Flüchtlingen, Asylwerbern und Zuwanderern persönlich ernste Sorgen. Unter diesen Wählern erhielt die FPÖ die meisten Stimmen (41 Prozent). Auch die ÖVP konnte hier punkten. Von jenem Viertel der Wähler, die schon negative Erfahrungen mit Ausländern gemacht haben, wählten 48 Prozent die FPÖ und 32 Prozent die ÖVP. Die SPÖ-Wähler erachteten vor allem konkrete soziale Alltagsprobleme als wichtig, diese spielten aber bei dieser Wahl eine untergeordnete Rolle.
Die Entspannung beim Zuzug von Flüchtlingen hat sich noch nicht niedergeschlagen – im Gegenteil. Während im Spätherbst 2015 noch 45 Prozent glaubten, dass Österreich noch weitere Flüchtlinge aufnehmen könne, sahen jetzt nur mehr 17 Prozent noch Aufnahmekapazitäten. (APA)
Nationalratswahl 2017
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2017)