Warum müssen Kinderstücke so hysterisch sein?

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„Der fantastische Mr. Fox“ von Roald Dahl im Renaissancetheater: ein gemischtes Erlebnis.

Mit Dachs, Wiesel und Maulwurf lebt Mr. Fox (Jakob Elsenwenger) in einem „Altbau“ im Wald, sprich in einer Höhle unter einem Baum. Er hat zwei Töchter. Der Platz ist knapp, denn die Menschen erobern immer mehr von der Natur. Und dann ist da noch der Hase mit seiner Großfamilie. Komischerweise bedroht Räuber Fuchs nicht seine Mitbewohner, er fängt lieber Hühner, Gänse und Truthähne in der Fabrik, ein gefährliches Unternehmen. Die Fabriksbesitzer beschließen, Fox den Garaus zu machen.

Im ersten Teil von „Der fantastische Mr. Fox“ von Roald Dahl im Renaissancetheater wird viel gebrüllt, und es herrscht die typische Hysterie von Kinderstücken, die einen Nachwuchs bedienen wollen, der sich nicht länger als drei Sekunden konzentrieren kann. Ein Unsinn, denn gerade kleinere Kinder, für sie ist diese Produktion, haben es ganz gern auch mal ruhiger. Man kann deutlich sehen, einige fürchten sich, speziell vor den extrem brutal gezeichneten Menschen, die sich beim Versuch, den Fuchs zu fangen, gegenseitig abknallen. Nicht nur der Lebensraum im Wald, sondern auch jener für besinnlichere oder sensiblere kleine Menschen wird anscheinend immer knapper.

Stefan Behrendt, 1977 in Düsseldorf geboren, hat „Der fantastische Mr. Fox“ inszeniert. Er steht aufs Schrille, hat aber auch Witz: Claudia Waldherr als Lottie Fox ballt im sicheren Bau die Fäuste als Superheldin, ist aber auch wirklich mutig, wenn es ums Eingreifen geht, ihre Schwester Ellie (Soffi Schweighofer) verliebt sich in Dachs Junior. Mr. Fox und Vater Dachs, ein wankelmütiger und bestechlicher Reporter, sind entsetzt. In dem wilden Getriebe gibt es hübsche Momente, wenn Mrs. Fox (Aline-Sarah Kunisch) auftrumpft und ihrem Mann – der bei einer seiner räuberischen Touren seinen Schwanz verloren hat – kräftig die Meinung sagt. Eine freche Ratte, die an einen Publikumsliebling aus „Shrek“, den gestiefelten Kater, erinnert, spielt sich als Zorro, der Rächer auf. Alles in allem: Gemischt. Wenn man bedenkt, wie unermüdlich Kids vor Fernsehen und Computer ausharren, kann man nicht begreifen, dass es im Theater immer so hektisch zugehen muss. Dass heute keiner mehr zuhören kann, ist vielleicht gar nicht wahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2017)

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