Champions League: Leipzigs neue Vielfalt in der Offensive

Orban-Salut, Forsberg jubelt, Augustin und Klostermann feiern Leipzigs Sieg.
Orban-Salut, Forsberg jubelt, Augustin und Klostermann feiern Leipzigs Sieg.(c) imago/Picture Point LE
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Leipzig feiert mit dem 3:2 gegen Porto den ersten Sieg in der Königsklasse und träumt vom Überwintern im Europacup. Stadionumbau soll zusätzlichen Glanz garantieren.

Leipzig. Englands Premier-League-Klubs sorgen in der Champions League für Aufsehen. Tottenham hielt sich mit 1:1 bei Real Madrid wacker, Manchester City bremste Napoli (2:1) aus, und Liverpool feierte mit dem höchsten Europacup-Auswärtssieg einer englischen Mannschaft ein historisches 7:0-Torfestival in Maribor. Ob dieses Trio aber auch in der K.-o.-Phase wird überzeugen können? Zumeist geht bekanntlich ja den Engländern – ihre Liga kennt keine Winterpause und erwägt sogar ein Spiel am Weihnachtstag – im Frühjahr die „Luft“ aus.

Von diesen Rechnereien und Tendenzen wollte Ralph Hasenhüttl aber gar nichts wissen. Der Steirer schwebte nach dem glücklichen 3:2 gegen den FC Porto auf Wolke sieben. Es ist nicht nur Leipzigs, sondern auch Red Bulls erster Sieg in der Königsklasse, sozusagen ein Meilenstein. „Wir sind in der Champions League angekommen“, sagte Hasenhüttl.
Vor allem in der ersten Hälfte war sein Team kaum zu bremsen: Schnörkelloses, offensiv, mit Chancen in Serie, Gegenpressing. In der Abwehr hingegen bot Leipzig ein heilloses Durcheinander, kassierte billige Gegentreffer und geriet deshalb noch ins Schwitzen. Das bemängelte sogar Marcel Sabitzer: „Wenn wir die Leichtsinnigkeiten hinten in den Griff kriegen, haben wir eine schöne Zukunft. Wir wollen in der Champions League überwintern.“

Die Chancen der Leipziger, sie sind derzeit Gruppenzweiter, auf das Achtelfinale sind gestiegen. Beşiktaş liegt bei drei Siegen in drei Spielen außer Reichweite, für die Türken ist das Erreichen der K.-o.-Phase im achten Anlauf eine Premiere. Leipzig kann im Retourspiel in Porto in zwei Wochen die Vorentscheidung erwirken. Der Trostpreis Europa League scheint für Monaco noch möglich zu sein. „Im dritten Spiel gibt es keine Ausreden mehr“, sagte Hasenhüttl trocken.

Nächstes Millionen-Investment

Sein Ein-Punkte-Anzug musste im Schrank bleiben, die neue Kleiderwahl dürfte nun zum Dauer-Outfit werden. Welche Trikots welcher Spieler zur Startformation gehören dürfte weiter wechseln. Gegen Porto brachte Hasenhüttl in Kapitän Orban, Rechtsverteidiger Klostermann und Mittelfeldkraft Forsberg gleich drei frische Kräfte – die aber alle maßgeblich am Sieg beteiligt waren.

Was Leipzig für ihre Konkurrenten so unberechenbar macht, ist die hinzugewonnene personelle Vielfalt in der Offensive. Wer zwei Spiele in dieser Manier mit sechs Treffern (zuvor 3:2 in Dortmund) gewinnt, scheint gesegnet. Zudem harmonieren die beiden „Sechser“, Naby Keita und Kevin Kampl – beide Ex-Salzburger. Dass der Keita jedoch erst nach einer Abmahnung durch Ralf Rangnick wieder Form und Lust gefunden hat, darf in diesem Aspekt nicht unbeachtet bleiben. Er wechselt womöglich schon im Winter, spätestens aber im Sommer zu Liverpool.

Schön, erfolgreich und international plakativ – RB Leipzig erfüllt weiterhin die Vorgaben von Geldgeber Dietrich Mateschitz. Somit schreiten auch die weiteren Pläne voran, die nach dem Durchmarsch aus der vierten Liga, Etablierung in der Bundesliga und dem Erreichen der Champions League auch eine Stadion-Innovation vorsahen. Die WM-Arena 2006 hat Mateschitz bereits für 70 Millionen Euro gekauft, sie soll 2018 um 40 Mio. Euro renoviert werden und dann 57.000 Zuschauer fassen. Leipzig ist jetzt sein liebstes Langzeitprojekt. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2017)

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