London gerät bei Brexit zeitlich unter Druck

(c) REUTERS (Peter Nicholls)
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Britische Medien erwarten ein finanzielles Angebot von 60 Milliarden Euro an die EU.

London. Die Brexit-Verhandlungen werden diese Woche vorzeitig weitergeführt. Die britische Regierung gerät zeitlich immer mehr unter Druck, da die künftige Kooperation im Handels- und Dienstleistungssektor nicht behandelt werden kann, solange die Probleme der offenen Grenze zwischen Nordirland und Irland sowie der Streit um die Scheidungszahlung ungelöst bleiben. Die „Sunday Times“ berichtete am Wochenende, Premierministerin Theresa May sei deshalb nun zur Überweisung von 60 Milliarden Euro an Brüssel bereit, um alle britischen Verbindlichkeiten an die EU abzudecken. Die Forderungen der EU-Partner liegen zwar darüber, May würde damit aber erstmals glaubhaft Kompromissbereitschaft signalisieren.

Und auch im zweiten heiklen Thema sucht London eine Annäherung: Am Montag traf Nordirland-Minister James Brokenshire in Brüssel mit EU-Chefverhandler Michel Barnier zusammen. „Wir wollen ein Abkommen sicherstellen, das für alle Teile Großbritanniens – inklusive Nordirland – akzeptabel ist“, sagte Brokenshire vor dem Treffen. Im Gespräch ging es vor allem um Möglichkeiten, die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland für den Handel als auch für den Personenverkehr nach dem Brexit offen zu halten.

Ein politisches Vakuum in Belfast erschwert aber in diesem Punkt eine Annäherung. Vergangene Woche sind Gespräche über eine Einheitsregierung gescheitert. Möglicherweise wird die britische Provinz mit ihren rund zwei Millionen Einwohnern wieder direkt unter Verwaltung Londons gestellt. Dies dürfte zu neuen Spannungen mit dem katholischen Teil der Bevölkerung führen. (ag./wb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2017)

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