Staatsoper: Wenn eine Diva die Diva spielt

Große Gestaltungskunst: die Netrebko als gutgläubiges Opfer einer Intrige.
Große Gestaltungskunst: die Netrebko als gutgläubiges Opfer einer Intrige.(c) Staatsoper/Michael Pöhn
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Anna Netrebko brilliert in ihrer jüngsten Partie, Cileas „Adriana Lecouvreur“ an der Seite von kongenialen Partnern, Elena Zhidkova und Piotr Beczała unter Evelino Pidò.

Pathos à la Racine ist nicht ihre Sache, denkt man, während Anna Netrebko in der ersten Szene einen Tragödien-Text deklamiert – oder zumindest zu deklamieren versucht: „So ist es nicht gut“, singt sie, und man begreift: Das ist schon Teil der Gestaltungskunst. Die Diva spielt eine Diva, die den rechten Ton für ihre neue Rolle suchen muss. Die rechten Töne hat sie alle: Adriana Lecouvreur, die berühmte Schauspielerin, entpuppt sich hinter der Szene als liebenswertes, gutmütiges Geschöpf, fast kindhaft naiv noch, auch in ihrer Liebe zum Grafen Moritz von Sachsen, der sich ihr als armer Fähnrich vorstellt.

Doch bleiben die Intrigen nicht aus, Adriana durchläuft alle Stadien einer problematischen Beziehung, von der absoluten Hingabe über den Argwohn, die Eifersucht und den Hass bis zum Finale, in dem sie ein langsames Sterben zu durchleiden hat, vom Todeshauch der vergifteten Blumen bis zum Verlöschen in den Armen des Geliebten. Das spielt der Netrebko in solcher realistischen Intensität keine nach; und das kann auch niemand in so vielschichtigen vokalen Schattierungen vermitteln. Die stimmliche Entfaltungskraft des Soprans ist überwältigend, vom üppig strömenden Gesang bis zum machtvoll deklamierten Melodram.

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