Slowenien: „Instagram“-Präsident zittert

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Knappes Rennen zwischen Amtsinhaber Borut Pahor und dem Lokalpolitiker sowie Ex-Comedian Marjan Šarec.

Ljubljana. Lange schien sein Sieg schon in der ersten Wahlrunde als ausgemacht. Aber am Ende hatte der favorisierte Platzhirsch Borut Pahor (53) in der am Sonntag durchgeführten Stichwahl von Sloweniens Präsidenten doch noch zittern müssen: Grund war der überraschende Erfolg seines Herausforderers, des Exkomikers Marjan Šarec (39).

Beim ersten Wahlgang am 22. Oktober hatte Pahor mit 47 Prozent der Stimmen den erhofften Durchmarsch zwar überraschend verpasst. Doch mit fast doppelt so vielen Stimmen wie Šarec (24,8 Prozent) schien seine Wiederwahl selbst in der Stichwahl kaum gefährdet zu sein. Doch seine Stärken als die sozialen Medien konsequent nutzender Selbstvermarkter sollten sich für „Instagram-Präsident“ Pahor im Stimmenstreit auch als Angriffsfläche für seine Gegner entpuppen. Kritiker wie Ex-Präsident Milan Kučan schmähten den braun gebrannten Landesvater als zwar kommunikationsfreudigen, aber inhaltsleeren Polittechnologen, der sein Amt „entweiht“ und „entwürdigt“ habe. Zwar pflegen mehr als 40.000 Anhänger über Instagram die Strandaufnahmen des präsidialen Delfintattoos oder schelmische Erinnerungsfotos von Auslandstrips zu verfolgen. Doch nicht nur Pahors ebenfalls parteiloser Rivale Šarec warf dem Ex-Sozialdemokraten vor, zu drängenden Fragen wie der Flüchtlingskrise oder dem Grenzstreit mit Kroatien weitgehend geschwiegen zu haben.

Für die Jungwähler sei Pahor „wie ein Vater, der unbedingt auf der Klassenparty seines Sohnes dabei sein will“, schrieb die Zeitung „Mladina“. Doch auch der frühere Politikerimitator Šarec habe als Lokalpolitiker ohne klare inhaltliche Konturen kaum überzeugen können: „Der Präsident sollte jemand sein, der auch zu komplexen Antworten fähig ist: Doch weder Šarec noch Pahor konnten die Gebildeten überzeugen.“

Die auf ein neues Rekordtief gesunkene Wahlbeteiligung hat die Diskussion um eine Änderung des Wahlmodus neu aufleben lassen. Die Vorschläge reichen von einer indirekten Wahl des Staatsoberhaupts durch das Parlament bis hin zur Einführung eines für die Gültigkeit des Urnengangs nötigen Mindestquorums. (ros.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2017)

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