Merkels Talkshow in Berlin-Mitte

Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, und ihre CDU waren während der Sondierungsgespräche zumeist in der Vermittlerrolle.
Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, und ihre CDU waren während der Sondierungsgespräche zumeist in der Vermittlerrolle.APA/AFP/ODD ANDERSEN
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In den Sondierungsgesprächen gab die Kanzlerin die Moderatorin. In der CDU fanden das nicht alle gut. Ihren Unmut laden sie aber nicht bei der Parteichefin ab. Sondern an anderer Stelle.

Berlin. Angela Merkel hegt einen Wunsch. Sie würde gerne „einmal eine eigene Talkshow-Sendung moderieren“, verriet die Kanzlerin im Wahlkampf. Als Moderatorin trat Merkel in den vergangenen vier Wochen dann tatsächlich auf, wie von allen Seiten zu hören ist. Das Talk-Format waren die Sondierungsgespräche eines möglichen Jamaika-Bündnisses aus CDU, CSU, FDP und Grünen, gesprochen wurde im alten Reichstagspräsidentenpalais am Spreeufer in Berlin. „Sie moderiert, gleicht aus, appelliert an die Kompromissbereitschaft und meidet den Streit“, beschrieb FDP-Unterhändler Marco Buschmann Merkels Rolle.

In der Öffentlichkeit erlegte sich Merkel dabei äußerste Zurückhaltung auf. Die ersten zwei Wochen hat sie geschwiegen und danach wenig gesagt. Einmal warnte die Kanzlerin vor Neuwahlgerede, sprach von „Knackepunkten“ (sic!) in den Verhandlungen, gestern dann, vor der mutmaßlich finalen Sondierungsrunde mahnte sie, sich in die Situation des jeweils anderen hineinzuversetzen. Sie selbst werde „ihren Beitrag leisten“. Inhaltlich wurde die Kanzlerin wieder nicht. Das ist nicht unumstritten in der CDU. Hinter vorgehaltener Hand gibt es Kritik daran, dass die Rolle der CDU-Chefin wieder hinter die der präsidialen Kanzlerin und Verhandlungsführerin zurücktritt, dass keine schwarzen Punkte formuliert wurden. „Unsere Positionen kommen in der öffentlichen Debatte gar nicht vor“, klagt ein CDU-Funktionär. Die konservativere „Welt“ titelte jüngst süffisant, die Christdemokraten wollten „durch „Identitätsverweigerung“ ein Jamaika-Bündnis retten. FDP, CSU und Grüne trommelten ohne Unterlass ihre Forderungen bei Klima, Steuern, Flüchtlingen, was bisweilen in verbale Pöbeleien ausartete. Merkel tat das nicht.

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