Der Anschlag auf eine Moschee auf dem Nordsinai war möglicherweise nur ein Vorbote für einen Konflikt, der das ganze Land erfassen könnte. Der Kampf gegen den IS brachte bisher wenig Erfolge.
Kairo. Ägypten ist bis ins Mark erschüttert. Ein solches Massaker an Gläubigen wie am vergangenen Freitag hat es in der Geschichte der 95-Millionen-Nation noch nie gegeben. Das Land erlebt eine Zäsur, zumal sich die Apokalypse auf dem Nordsinai auch im Kernland entlang des Nils wiederholen könnte. Präsident Abdel Fatah al-Sisi war angetreten, den Terrorismus zu besiegen und sein Land zu stabilisieren. Seitdem wird wahllos verhaftet, gefoltert und mit dem Tode bestraft. Auf dem Nordsinai, wo 420.000 Menschen leben, eskalierte der Konflikt aber in einen offenen Krieg.
Seit vier Jahren liefern sich die Armee und die IS-Jihadisten eine erbarmungslose Schlacht, die die Zivilbevölkerung nicht schont und immer mehr Menschen in die Arme der Radikalen treibt. Nach Angaben israelischer Militärexperten, die das Geschehen an der südlichen Grenze Israels beobachten, meldete die ägyptische Seite seit Beginn der Kämpfe 2013 mehr als 6000 erschossene Terroristen, obwohl westliche Experten die Zahl der IS-Mitglieder auf eintausend, höchstens 1500 schätzen. Wer die vielen tausend anderen Toten sind, ist unklar, auch weil Ägyptens Führung keine ausländischen Beobachter oder Journalisten in das Kampfgebiet lässt.