Raiffeisen streicht weitere Bankfilialen in Wien

Weniger Raiffeisen-Filialen tun's auch
Weniger Raiffeisen-Filialen tun's auch APA/HERBERT NEUBAUER
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Der Weg in die nächste Filiale wird für Wiener Raiffeisen-Kunden immer weiter. 20 Standorte in der Stadt sollen ausreichen.

Raiffeisen senkt die Zahl der Wiener Zweigstellen in den nächsten Jahren von derzeit 26 auf rund 20 weiter - vor zwei, drei Jahren waren es noch doppelt so viele. "Die Frequenz in den Filialen hat in den letzten Jahren dramatisch abgenommen", erklärte RLB NÖ-Wien-Chef Klaus Buchleitner am Mittwoch vor Journalisten in Wien.

"2018 werden wir eine neue Gliederung der Filialen einführen und auch weiter digitalisieren", kündigte der Generaldirektor im Klub der Wirtschaftspublizisten an. Die persönliche Beratungskompetenz wird komprimiert. Einige Filialen sollen vielleicht noch zusammengelegt werden. "Wir sind dann in fast jedem Bezirk", so Buchleitner.

Welche Filialen wegfallen könnten, hänge von Faktoren wie der jeweiligen Entwicklung des Geschäfts und der Kundenfrequenz ab. "Das ist ein schwieriges Geschäft und wir müssen dieses Privatkundengeschäft ökonomisch halbwegs vernünftig führen", sagte der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien.

Der Trend geht eindeutig in Richtung Online-Banking. "Die Selbstbedienung ist schon sehr ausgebaut - damit sind wir durch", berichtete der Bankenchef. Heuer im Februar habe die Landesbank mit der Vergabe von Online-Krediten begonnen - das Angebot wird laut Buchleitner noch besser angenommen als gedacht. "Nachdem wir umgebaut haben, investieren wir in den Ausbau des schwierigen Privatkundengeschäfts - wir passen uns dem völlig geänderten Umfeld an", so der Bankmanager.

Die RLB NÖ-Wien konzentriert sich auf die drei Standbeine Kommerzkundengeschäft, Privatkundengeschäft in Wien samt Digitalisierung in den Filialen sowie Synergienutzung mit den niederösterreichischen Raiffeisenbanken, "wo wir bereits viel getan haben, aber noch weitere Kostenersparnisse erreichen wollen", so Buchleitner. "Wir arbeiten viel enger mit den niederösterreichischen Raiffeisenbanken zusammen." In den vergangenen Jahren sei dadurch eine Kostenentlastung um etwa 35 Millionen Euro per annum gelungen. "In Wien haben wir etwa drei Viertel der Kostenreduktion geschafft, die wir vorhaben." Heute hat Raiffeisen in der Bundeshauptstadt um rund ein Drittel weniger Mitarbeiter als noch vor fünf Jahren. Bei der Bank sind 1.000 Menschen beschäftigt, 500 davon im "Headquarter", weitere 500 im Privatkundengeschäft - davon rund 300 in den Filialen.

Holding erwartet Rekordgewinn

"Die RLB selbst als Bank wird dramatisch modernisiert - zwei Drittel des Weges im Umbau der Bank haben wir da schon zurückgelegt", sagte der Bankdirektor. Den Anstoß zu den massiven Kostensenkungen gab die Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für den gesamten Bankensektor, die als Folge der Finanzkrise ab 2008 als neue Vorgabe auf dem Tisch liegt.

Im laufenden Geschäftsjahr sei die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien "auf einem guten Weg": "Wir sind mit der Restrukturierung des Beteiligungskonzerns durch - dieser Umbau des Portfolios ist abgeschlossen und balanciert und wir werden die besten Ergebnisse aller Zeiten haben", ist der Generaldirektor zuversichtlich. Nach einem Halbjahresverlust von 66,5 Millionen Euro 2016 erzielte der Konzern heuer zur Jahresmitte unter dem Strich wieder einen Periodengewinn von 202,8 Millionen Euro. "Das ist wirklich ein langjähriger Spitzenwert."

Die Industriebeteiligungen (Immobilien und Agrar) hätten dazu etwa 100 Millionen Euro beigetragen, "die restlichen 100 Millionen Euro kommen aus dem Bankbereich, RBI und RLB NÖ-Wien". Die Medienbeteiligungen seien "leicht positiv". Raiffeisen hält eine Mehrheitsbeteiligung an der Tageszeitung "Kurier", rund ein Drittel an der ORF-Sendetochter ORS, 20 Prozent am Niederösterreichischen Pressehaus, etwa 10 Prozent am News-Verlag und etwa 18 Prozent am deutschen Privatfernsehsender Sat.1.

(APA)

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