Der hohe Bosnien-Beauftragter sieht einen möglichen Wendepunkt für Bosnien-Herzegowina. Eine Beurteiltung der Taten dürfe nicht nach Nationalität erfolgen.
Der hohe Bosnien-Beauftragter Valentin Inzko hat dazu aufgerufen, das Urteil des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) gegen sechs bosnische Kroaten vom Mittwoch "vollständig" zu respektieren. Es dürfe keinesfalls politisiert werden und solle vielmehr als "Wendepunkt" für Bosnien-Herzegowina dienen, erklärte Inzko in einer der APA übermittelten Stellungnahme.
Der Österreicher rief Bosnien-Herzegowina dazu auf, das nun rechtskräftige Urteil zu respektieren und weiter den "Weg Richtung Versöhnung" zu gehen. "Wahrheit und Gerechtigkeit" seien der einzig mögliche Weg nach vorne, hin zu einer "besseren Zukunft", erklärte Inzko. Der Hohe Beauftragte nannte Deutschland als Beispiel und lobte dessen "ehrlichen und starken" Umgang mit dessen Geschichte. Das sei auch der Grund für den "drastischen" Fortschritt des Landes und den weltweiten Respekt, den es nun genieße. Damit Bosnien ähnliches erzielen könne, müsse das Urteil des UNO-Tribunals nun "vollständig respektiert" werden.
"Taten Einzelner"
Inzko betonte zudem, dass es "keine schlechten Völker" gebe. "Wir müssen uns daran erinnern, dass es sich um Taten Einzelner handelt und nicht um Taten ganzer Nationen - und dass jeder von uns nur anhand seiner Taten und nicht seiner Nationalität beurteilt werden sollte", so Inzko.
Für viele Bosnier sei mit der Verkündung der Urteile am Mittwoch ein "tragisches Kapitel" ihres Lebens abgeschlossen worden, für manche "vielleicht sogar der Krieg von 1992 bis 1995", meinte der UNO-Beauftragte.
Die Urteile für den früheren bosnisch-kroatischen Militärchef Slobodan Praljak und fünf weitere Angeklagte wurden durch das ICTY bestätigt und sind damit rechtskräftig. Praljak trank nach der Urteilsverkündung Gift und starb kurz darauf im Krankenhaus.
(APA)