Der Bundestags-Fraktionschef der Rechtspopulisten, Alexander Gauland, wirft sich für den Parteivorsitz in den Ring. Damit will sich der Rechtsaußen-Flügel vor dem Parteitag stärken.
Kurz vor dem Parteitag der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland in Hannover hält sich Fraktionschef Alexander Gauland eine Kandidatur für den Vorstand offen und sorgt damit für Irritationen. Gauland plane eine Kampfkandidatur gegen Georg Pazderski, den Berliner Landeschef und Unterstützter der Ex-Parteivorsitzenden Frauke Petry, um den Parteivorsitz, berichtet die "Bild"-Zeitung. Im Falle seiner Wahl wolle Gauland mit dem bisherigen AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen eine Doppelspitze bilden.
Die Entscheidung soll dem Bericht zufolge nach einem "Geheimtreffen wichtiger Vertreter des Rechtsaußen-Flügels" der Partei gefallen sein. Bei dem Treffen sei erörtert worden, wie der vom rechten AfD-Flügel als zu liberal abgelehnte Kandidat Pazderski gestoppt werden könne, berichtete die Zeitung weiter. Den Ausschlag soll das Argument gegeben haben, dass es nur der AfD-intern hoch angesehene Gauland vermöge, Pazderski zu schlagen.
AfD-Chef Jörg Meuthen, der seit dem Austritt seiner einstigen Co-Vorsitzenden Frauke Petry als alleiniger Bundesvorsitzender amtiert, hatte seine erneute Kandidatur bereits angekündigt. Vor wenigen Tagen warf Pazderski seinen Hut in den Ring. Der 66-Jährige gab als Ziel aus, die AfD in ihrem Professionalisierungskurs zu stärken, sie dauerhaft als starke Kraft zu etablieren und "mittel- bis langfristig zu einem politischen Player zu machen, an dem kein Weg mehr vorbei führt". Dazu gehöre ausdrücklich auch die Option, Regierungsverantwortung zu übernehmen.
Gauland bleibt im Interview vage
Gauland, der für das national-konservative Lager innerhalb der Partei steht, antwortete auf Anfrage der "Bild"-Zeitung, ob er beim Parteitag entgegen seiner früheren Aussagen als Vorsitzender antreten will: "Um es mit Franz Beckenbauer zu sagen: Schaun wir mal, dann sehn wir schon." Der 76-Jährige fügte hinzu: "Wir werden sehen, wie die Partei tickt."
Auch die Diskussion über die Doppelspitze, die die AfD schon einmal vor die Zerreißprobe gestellt hatte, könnte erneut aufflammen. Denn den 600 geladenen Delegierten liegt ein Antrag aus Sachsen-Anhalt vor, die Satzung zu ändern und nicht mehr zwei bis drei sondern einen bis drei Vorsitzende zu wählen. Damit wäre eine Einerspitze möglich, wenn mindestens zwei Drittel der Delegierten für den Antrag stimmen. 2015 eskalierte der Streit um die Abschaffung der Doppelspitze auf dem Essener Parteitag. Der damalige AfD-Chef Bernd Lucke unterlag Petry im erbitterten Machtkampf. Die Doppelspitze blieb, Parteigründer Lucke ging.
Im Bundestag ist die Partei auf Anhieb drittstärkste Kraft geworden. Im Falle einer Neuauflage der großen Koalition fiele ihr traditionell die Rolle der Oppositionsführerin zu. Aufmerksamkeit ist der AfD im Bundestag allemal sicher. Ob dort auch künftig das Machtzentrum liegt und wie sehr die Gemäßigten nach dem spektakulären Rückzug Petrys geschwächt werden, wird auch der zweitägige Parteitag in Hannover zeigen.
(APA/AFP)