Missbrauch: Erste Meldungen an Klasnic zu ÖSV-Fällen

APA/HANS KLAUS TECHT
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Hinweise zu möglichen Fällen sind bereits eingegangen. Nicola Werdenigg bezweifelt indes die Unabhängigkeit der Opferschutzanwaltschaft.

Die von Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic eingerichtete Hotline zu Missbrauchsfällen im Österreichischen Skiverband (ÖSV) wird bereits genutzt. Man habe einige Meldungen erhalten, sagte der Sprecher der einstigen steirischen Landeshauptfrau am Donnerstag. Vorwiegend handle es sich dabei um Hinweise. Ob es finanzielle Entschädigungen seitens des ÖSV geben werde, ist noch nicht klar.

Klasnic ist Leiterin der von Kardinal Schönborn eingerichteten Opferschutzanwaltschaft zu Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche. Im Falle des ÖSV werde man aber eigene Strukturen aufbauen, so Sprecher Herwig Hösele: "Wir wollen das nicht vermischen." Sehr wohl will Klasnic aber die Expertise ihrer bisherigen Tätigkeit nutzen. Man habe über die Jahre viele Erfahrungen gemacht, die hier einfließen sollen.

In den kommenden Wochen will sich Klasnic erst einmal Überblick verschaffen. Wie bei den kirchlichen Fällen sollen auch hier Experten wie Psychologen und Juristen Klasnic unterstützen. Auch Gespräche mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel stünden derzeit an der Tagesordnung. Thema soll dabei auch sein, ob - wie bei der katholischen Kirche - finanzielle Entschädigungen für die Opfer sinnvoll sind.

Kritik von Werdenigg

Zweifel an Klasnic kamen indes von einer Betroffenen. Es sei positiv, dass im ÖSV das Bewusstsein entstehe, dass man etwas tun muss, sagte Nicola Werdenigg, die mit ihren Berichten die Debatte angestoßen hatte, im Ö1-"Morgenjournal". Es werde "schon frei gestaltet" sein, "dass die Frau Klasnic nicht weisungsgebunden ist". Dennoch hält es die ehemalige Skirennläuferin für "undenkbar, dass eine betroffene Organisation eine interne Aufklärungsstelle veranlasst".

Klasnic selbst ließ die Kritik nicht gelten. Ihre Opferschutzanwaltschaft habe im Bereich der katholischen Kirche mehrere Personen und Institutionen angezeigt. "Selbstverständlich" stelle sie "jedem, der sich an uns wendet" zu allererst auch die Frage: "Haben Sie einen Anwalt, wollen Sie zur Staatsanwaltschaft?" Es sei eine "Zumutung, wenn man meint, Waltraud Klasnic lässt sich von irgendjemandem in der Unabhängigkeit und der Vertrauenswürdigkeit etwas wegnehmen".

Auch der Geschäftsführer der Bundessportorganisation (BSO) nahm die Opferanwaltschaft in Schutz. Die Stelle habe gute Arbeit geleistet und sich "in den letzten Jahren ihre Meriten erworben", sagte Rainer Rößlhuber ebenfalls gegenüber Ö1. Noch heuer will die BSO Organisationen wie Kinderanwaltschaft, Kinderschutzzentren und Weißen Ring zu einem Vernetzungstreffen einladen, um eine einheitliche Vorgangsweise zu besprechen. Auch Klasnic wird eingeladen.

Eine eigene Anlaufstelle hat inzwischen auch die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt eingerichtet. Die kirchenkritische Organisation hatte Klasnic bereits in der Vergangenheit mehrfach Vertuschung vorgeworfen.

(APA)

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