VW trotzt Dieselkrise und verkauft mehr Benziner

VW verkauft mehr Benziner
VW verkauft mehr BenzinerREUTERS
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Die Porsche Holding Salzburg setzte auch heuer wieder mehr als eine Million Fahrzeuge in 27 Ländern ab. In Österreich gibt es vor allem bei Kleinwagen eine dramatische Verschiebung weg vom Diesel- hin zum Benzinmotor.

Wien. Nichts kann einem VW-Manager den Tag mehr verderben, als eine Meldung über einen manipulierten Dieselmotor. Just vor der Jahrespressekonferenz der Porsche Holding Salzburg (PHS), dem größten Autohändler Europas, kam die Nachricht, dass es auch beim Geländewagen VW Touareg zu Abgasmanipulationen kam. 1500 Fahrzeuge mit dem Drei-Liter-Dieselmotor müssen in Österreich in die Werkstatt. 320.000 andere VW mit anderen manipulierten Motoren waren es bereits, sie erfüllen nun wieder die gesetzlichen Abgasvorschriften.

Den Autokäufern ist all das einerlei: Sie greifen zu Modellen aus dem Hause Volkswagen (darunter VW, Seat, Skoda, Audi, Porsche) wie eh und je. 1.025.000 Neu- und Gebrauchtwagen wird die PHS bis Jahresende ausgeliefert haben. Nur um ein paar tausend weniger als 2016, obwohl man sich zur Jahresmitte von einer Händlerkette mit 70.000 verkauften Fahrzeugen getrennt hat (dafür übernahm man Händler in Schweden und Malaysia). Wie hoch der Umsatz in Zahlen war, wollte der neue Vorstandssprecher der PHS, Hans Peter Schützinger, nicht sagen. Endgültige Zahlen gebe es erst Mitte 2018 (2017 lag der Umsatz bei 21,1 Milliarden Euro).

Für Steuerprivileg

Was sich allerdings durchaus bemerkbar macht – vor allem bei den Verkäufen in Österreich – ist ein Wandel bei den abgesetzten Autos. 2016 waren noch 71 Prozent aller von der Volkswagengruppe verkauften Fahrzeuge Dieselmodelle. Heuer ging der Anteil dramatisch auf 62 Prozent zurück. Insgesamt verlor der Diesel in Österreich 7,4 Prozent an Marktanteil, dennoch waren noch immer fast 50 Prozent aller verkauften Neuwagen Autos mit Dieselmotor.

Sorgen macht Schützinger diese Entwicklung nicht, weil die Kunden vor allem bei den Klein- und Kompaktwagen nun eben zu den Benzin- und nicht mehr den Dieselmodellen greifen würden.

Zurückhaltend äußerte er sich in diesem Zusammenhang über den überraschenden Vorstoß von VW-Konzernchef Matthias Müller, der das Steuerprivileg für Diesel als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet hatte. Das sei ein mittelfristiger Denkansatz, so Schützinger, natürlich gehe an Elektro kein Weg vorbei. Aber: „Kurzfristig sollte man keine Änderung vornehmen, weil die Hersteller die Elektroautos gar nicht in der Anzahl liefern können. Außerdem ist die wirtschaftliche Ökonomie des Diesels (aufgrund des geringeren Verbrauchs, Anm.) unschlagbar.“ Lieferprobleme bei Elektroautos hat auch VW. So gab es vom Elektro-Golf heuer 1350 Bestellungen, es konnten aber aufgrund von Batterieengpässen bisher nur 600 ausgeliefert werden.

40 Jahre Rekord-Golf

In Österreich wird der Konzern 2018 ein besonderes Jubiläum feiern: Dann wird der Golf seit 40 Jahren das meistverkaufte Auto sein. Aktuell stellt die VW-Gruppe die ersten fünf meistverkauften Pkw in Österreich (Golf, Octavia, Tiguan, Polo, Fabia) und hat einen Marktanteil von 34 Prozent.

Die Porsche Holding Salzburg, die im Besitz der Volkswagen AG ist, verkauft Autos in 27 Ländern der Welt, seit heuer auch in Singapur und Brunei. Die PHS ist das umsatzstärkste Unternehmen Österreichs und beschäftigt weltweit 29.490 Mitarbeiter. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2017)

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