Neuer Buwog-Deal um fünf Milliarden

Der nächste Coup der Deutschen betrifft die Buwog.
Der nächste Coup der Deutschen betrifft die Buwog. (c) APA
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Das Kaufangebot der deutschen Vonovia treibt die Konsolidierung in der Branche an. An der Börse kommt das Offert gut an – der Aktienkurs liegt nahe am Preis von 29,05 Euro.

Wien/Frankfurt. Buwog: Der Name von Österreichs größtem Wohnimmobilienkonzern ist wieder in aller Munde – seit einer Woche werden die Malversationen rund um den einstigen Verkauf an die Immofinanz vor Gericht aufgearbeitet. Diesen Montag sorgte die Buwog erneut für Schlagzeilen – und wieder mit einem Deal. Diesmal dürfte es eine Transaktion allerdings ganz ohne gerichtliche Begleitmusik werden: Deutschlands größter Wohnungskonzern, Vonovia, will den österreichischen Konkurrenten übernehmen.

Der einzige im deutschen Leitindex DAX gelistete Immobilienkonzern bietet laut dem am Montag getroffenen „Business Combination Agreement“ 29,05 Euro je Buwog-Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 18 Prozent gegenüber dem Buwog-Schlusskurs von Freitag. Die Buwog ist daher mit 5,2 Mrd. Euro bewertet. Zur Erinnerung: Die Immofinanz zahlte 2003 knapp eine Mrd. Euro.

Das Geld scheint gut angelegt: „Die Buwog passt hervorragend zu unserem Unternehmen: Die jeweiligen Wohnungsbestände ergänzen sich perfekt – in Deutschland und in Österreich“, erklärte Vonovia-Chef Rolf Buch.

Ganz überraschend kommt das Angebot nicht, das Anfang Februar offiziell gemacht werden soll und erfolgreich ist, wenn mehr als 50 Prozent der Buwog-Aktionäre ihre Papiere andienen. Die Immobilienbranche befindet sich schon länger in einem Konsolidierungsprozess. Das betrifft sowohl den Wohnbereich als auch Gewerbeimmobilien. So steht bei der auf Letztere spezialisierten Immofinanz und der CA Immo nach wie vor eine Fusion auf dem Programm. Größe spielt auch in diesem Wirtschaftszweig eine Rolle, zumal gerade für die kapitalintensive Immobranche gilt, sich für einen Anstieg der Zinsen und damit deutlich höhere Finanzierungskosten zu rüsten.

Buch erwartet infolge der Übernahme jährliche Kostenvorteile von rund 30 Mio. Euro. Vonovia will etwa 4000 neue Wohnungen bauen, doppelt so viele wie bislang geplant. Mit der Buwog, die 2014 von der Immofinanz abgespalten und an die Börse gebracht wurde, umfasst das Portfolio der Vonovia rund 400.000 Wohnungen.

Attraktiver Kandidat

In der Branche galt die Buwog mit 49.200 Wohnungen als interessanter Übernahmekandidat. Der Umstand, dass der Nettovermögenswert je Aktie (NAV, Vermögen abzüglich Schulden) mit rund 23 Euro unter dem Aktienkurs liegt und die Buwog daher nicht gerade ein Schnäppchen ist, dürfte indes weniger eine Rolle spielen.

Zumal hierzulande für die expansionshungrige Vonovia nichts anderes mehr zu holen ist. Die Buwog ist nämlich schon der zweite Schlag: Genau vor einem Jahr schluckten die Deutschen die österreichische Conwert (deren Kurs übrigens über dem NAV notierte) und ließen dafür in Summe 2,7 Mrd. Euro springen.

Auch auf dem Heimmarkt ist die Vonovia, die 2001 als Deutsche Annington gegründet worden ist, äußerst umtriebig. In den vergangenen Jahren hat sie sukzessive kleinere Wohnimmobilienunternehmen aufgekauft. 2014 erfolgte die Fusion mit der Gagfah, ein Deal im Volumen von 3,9 Mrd. Euro. Der größte Coup scheiterte allerdings: 2015 wollte die Vonovia die Nummer zwei, Deutsche Wohnen, für 14 Mrd. Euro schlucken. Nur 30 Prozent der Aktionäre nahmen das Angebot an – das war zu wenig. Zuvor wollte sich übrigens die Deutsche Wohnen die Conwert schnappen – und scheiterte ebenfalls.

Buwog-Anleger reagierten am Montag begeistert: Die Aktie startete nach der morgendlichen Handelsaussetzung mit einem Aufschlag von 17,25 Prozent und hielt den Zuwachs. Das Vonovia-Papier, das im Jahresverlauf von 31 auf 41 Euro zugelegt hatte, markierte nach einem schwachen Start in einem sehr festen DAX-Umfeld mit 41,96 Euro ein Rekordhoch.

Einziger Wermutstropfen: Nach der Conwert wird auch die Buwog-Aktie vom Kurszettel der Wiener Börse verschwinden – so wie viele Titel in den vergangenen Jahren und Monaten (RHI, Bene, Teak Holz, Bwin, A-Tec, Schlumberger, BWT). Ersatz ist vorerst nicht in Sicht, möglicherweise machen die gute Wirtschaftslage und die neuerdings kapitalmarktfreundliche Stimmung der neuen Regierung einigen Unternehmen Mut zu einem Börsengang.

Generell bezeichnet Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands der Kleinanleger, das Vonovia-Offert als „fair und angemessen“. Die Buwog habe sich hervorragend entwickelt.

Auf einen Blick

Die deutsche Vonovia will den österreichischen Konkurrenten bei Wohnimmobilien Buwog kaufen. Das Angebot von 29,05 Euro je Aktie liegt 18 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag und entspricht einem Unternehmenswert von 5,2 Mrd. Euro. Die Vonovia, die im Vorjahr schon die Conwert um 2,7 Mrd. Euro übernommen hat, treibt die Konsolidierung in der Branche voran.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2017)

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