"The Post": Ein Medienthriller, der in die Trump-Ära hineinspielt

Tom Hanks und Meryl Streep als Protagonisten in dem Mediendrama „The Post“.
Tom Hanks und Meryl Streep als Protagonisten in dem Mediendrama „The Post“. (C) Universal Pictures
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Steven Spielbergs „The Post“ über die Pressefreiheit und ein couragiertes Zeitungsduo läuft in den USA an.

Vor dem Newseum, dem Medienmuseum zwischen Weißem Haus und Kapitol, war der rote Teppich ausgerollt, und das Who's Who Washingtons war zur Galapremiere von „The Post“ geladen, die das Hauptstadt-Blatt ausrichtete – Politveteranen aus dem Kongress und Medienprofis wie Bob Woodward und Carl Bernstein, das Aufdecker-Duo des Watergate-Skandals. Regisseur Steven Spielberg und Tom Hanks und Meryl Streep, die Protagonisten seines Medienthrillers über die „Washington Post“ und die Pressefreiheit, lächelten in die Kameras und probten so bereits für den Preis-Reigen zu Jahresbeginn.

Der Film, auf Deutsch „Die Verlegerin“, war noch nicht offiziell angelaufen – der US-Start ist erst für morgen terminiert (in Österreich am 22. Februar) –, da galt er schon als einer der großen Favoriten für die Oscar-Saison. Vom nationalen Filmverband bereits als bester Film des Jahres gekürt und für sechs Golden Globes nominiert, beschwor der engagierte Demokrat Spielberg in einer Podiumsdiskussion in der Redaktion der „Washington Post“ Parallelen zwischen 1971 und 2017 – jener Zeit, als US-Zeitungen die „Pentagon Papers“ druckten, und der Trump-Ära der „Fake News“ und alternativen Fakten.

Ein erster Coup

Daniel Ellsberg hatte als „Whistleblower“ die geheimen Dokumente aus dem US-Verteidigungsministerium zu Tage gefördert, die belegten, was in der Spätphase der Präsidentschaft des demokratischen Kennedy-Nachfolgers Lyndon B. Johnson alles schief lief im Vietnam-Krieg. Zuerst hatte dies die „New York Times“ enthüllt, bis ein Gericht es dem Blatt untersagte. Dann schlug die große Stunde der „Washington Post“, bis dahin eher ein Provinzblatt und selbst in der Hauptstadt die Nummer zwei hinter dem „Washington Star“. Benjamin Bradlee, der später legendäre Chefredakteur, ein enger Freund John F. Kennedys und dessen Nachbar im Stadtteil Georgetown, witterte die Chance, die Zeitung schlagartig zu nationaler Bedeutung zu führen. Er überredete die Herausgeberin Katherine Graham, die als Gastgeberin eines Salons in ihrem Domizil in Georgetown noch für Furore sorgen sollte, zu dem Coup, dem ersten des Duos.

Nixon-Rücktritt

Kurz drauf ereignete sich ein zunächst unspektakulärer Einbruch im „Watergate“-Hotel in Washington, wo das demokratische Hauptquartier untergebracht war. Die Reporter Woodward und Bernstein setzten sich auf die Fährte der Einbrecher – und der Rest ist Geschichte. Sie endete mit dem Rücktritt Richard Nixons. „All the President's Men“ („Die Unbestechlichen“, mit Robert Redford und Dustin Hoffman) schilderte das Kapitel.

Ben Bradlee und Kate Graham – der hemdsärmelige Haudegen aus einer Bostoner Patrizierfamilie und die feine Salondame, die zunächst mit dem Zeitungsgeschäft nicht viel am Hut hat: Das ist eine Kombination, die Tom Hanks und Meryl Streep zum Funkeln bringen. Hanks hat Bradlee in dessen Strandvilla in den Hamptons noch persönlich getroffen, und er studierte Jason Robards in seiner Bradlee-Rolle in die „Unbestechlichen“, die ihm einen Oscar einbrachte.

Steven Spielberg hatte Dreharbeiten in Italien unterbrochen, als er vom Drehbuch zu „The Post“ hörte. Er realisierte den Film so rasch wie möglich, bereits im Juni begannen die Dreharbeiten. Die Zeit eilte, Präsident Trump drehte immer neue Pirouetten – und die Ermittlungen in der Russland-Affäre schweben wie eine dunkle Wolke über ihm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2017)

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