Alle Hauptschulen wollen Neue Mittelschule sein. Und dann?
Nein, gut schaut die ÖVP bei der ganzen Schuldebatte nicht aus. Wieder mal steht sie als Blockiererin da: Soeben haben die Schwarzen eine Verdoppelung der Zahl der Schulversuche zu der als Neue Mittelschule getarnten Gesamtschule abgelehnt. Der ÖVP seien die Wünsche von Eltern, Kindern und Lehrern egal, wettert die SPÖ.
Na klar hat es in allen Bundesländern einen Run der Hauptschulen auf dieses Modell gegeben! Alles andere wäre ja auch schön blöd: Schließlich bekommen die Schulen dafür mehr Geld, mehr Lehrer – und höheres Prestige. Auch in den Ohren der Eltern klingt es weit besser, wenn sie ihr Kind in die „Mittelschule“ schicken statt in die Hauptschule. Letztere blüht und gedeiht auf dem Land, ist aber in Städten mit hohem Migrantenanteil diskreditiert, quasi eine Bildungssackgasse für sozial Schwache. Eine Reform ist daher zweifellos dringend nötig.
Dies nicht erkannt zu haben, muss man der ÖVP vorwerfen. Aber die SPÖ-Ministerin bleibt in ihrem Schulversuchsfuror viele Antworten schuldig. Logisch, dass Schulen besser sind, wenn man mehr Mittel in sie reinbuttert. Aber können wir uns diese Luxusvariante langfristig für alle Standorte leisten? Funktioniert das Modell wirklich ohne Leistungsgruppen? Und die entscheidende Frage: Wie verhindert man, dass eine Massenflucht der Mittelschicht in die Privatschulen einsetzt, wenn die Neue Mittelschule flächendeckend kommt?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2010)