Die Wirtschaftskrise macht die Währungspolitik zu einem Balanceakt zwischen Stabilität, Sparmaßnahmen und Wachstumseinbrüchen.
Die Währungspolitik ist ein Balanceakt. In Zeiten der Wirtschaftskrise wird sie in der Eurozone sogar zur Wanderung durch einen Hochseilklettergarten. Auf der einen Seite wartet die Talfahrt des Euro, auf der anderen Seite wartet der Bankrott einzelner Länder und zwischen allem drohen tiefe soziale Klüfte.
Ein Grund für diese luftige Partie ist der bisher so stabile Euro. Um seiner willen, drängt Brüssel nun schwer verschuldete Länder zu radikalen Sanierungsmaßnahmen. Griechenland, Spanien, Portugal und Italien sollen ihre Budgets rasch sanieren, Lohnabschlüsse niedrig halten und wohl auch Sozialausgaben zusammenstreichen. Die Vorgaben sind zwar nicht unvernünftig, mit ihnen sollen die Problemkinder Budgetballast ablassen. Doch mit ihnen wird das nationale Sicherheitsnetz mitten in der Krise auch löchriger.
So wunderbar der Euro in der ersten Phase der Krise als Stabilisator gewirkt hat, so schwierig macht er für einzelne Regierungen die nachhaltige Sanierung. Da diese ihre Währung nicht mehr individuell abwerten können, bleibt ihnen als Instrument nur noch eine harte Sparpolitik. Ist diese zu hart, belastet sie den Konsum und den sozialen Frieden in ihrem Land. Ist die Sparpolitik zu weich, wird die notwendige wirtschaftliche Erholung verlangsamt und der Spielraum staatlicher Gegenmaßnahmen bei neuerlichen Krisen noch kleiner. (Bericht: S.1)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2010)