Warum wir Bitteres mehr schmecken als Süßes

Symbolbild Andorn.
Symbolbild Andorn. (c) imago stock&people (imago stock&people)
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Andorn ist eine Bitterstoffdroge, Ingwer galt schon bei den Römern als eines der teuersten Gewürze.

Seit bald 15 Jahren werden in Deutschland Pflanzen, die unserer Gesundheit dienen, vor den Vorhang geholt und zur Pflanze des Jahres gekürt. Die Auswahl der Pflanze soll ihre Bedeutung in der Medizin und vor allem ihre pharmazeutische Nutzung betonen. Der Verein NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus) in München kürt daher seit 2003 eine Heilpflanze des Jahres. 2018 ist es der Ingwer, im vergangenen Jahr war das Gänseblümchen die auserwählte Heilpflanze.

Der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde am Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg kürt seit 1999 alljährlich eine andere Pflanze zur Arzneipflanze des Jahres. Heuer wurde der Andorn in den Blickpunkt gerückt.

Beim Andorn handelt es sich um eine Bitterstoffdroge. Lang glaubte man, dass Rezeptoren, um Bitterstoffe wahrzunehmen, nur auf der Zunge lokalisiert seien. Mittlerweile hat man aber entdeckt, dass die Geschmacksrezeptoren für Bitterstoffe auch am Gaumen, in der Nasenschleimhaut, im Magen-Darm-Trakt und in anderen Körperteilen zu finden sind. Der Mensch besitzt mehr als 20 unterschiedliche Bitterstoffrezeptoren. Für Süßes hingegen haben wir nur einen.

Tinktur gegen Übelkeit. Eine Ingwertinktur bei Verdauungsproblemen und gegen Übelkeit lässt sich leicht herstellen: 50 g Ingwer in dünne Scheiben schneiden, mit 200 ml 50-prozentigem Alkohol auffüllen, zehn bis 20 Tage täglich umschütteln, abseihen und in dunkle Flaschen füllen; 20 bis 30 Tropfen in lauwarmem Wasser eine halbe Stunde vor dem Essen oder vor Reiseantritt nehmen.

„Ingwer gilt als schleimlösend . . . therapeutisch wird er bei vermindertem Appetit, Durchfall und Rückenschmerzen empfohlen“, heißt es unter anderem in dem Buch „Healing Kitchen für den modernen Alltag. Traditionelle Heilküchen aus Ost & West“. Die Autorinnen Anja Haider-Wallner und Ulli Zika liefern auch etliche Rezepte (Maudrich-Verlag, 216 Seiten, 23,60 Euro).

Ingwer und nicht Safran galt bei den Römern als eines der teuersten Gewürze. Das erfährt man unter anderem in „Das große Gewürzbuch“. Klaus Postmann und Simone Taschée berichten auch, dass Ingwer magenstärkende und kreislaufanregende Stoffe sowie Vitamin C und eine Vielzahl an Mineralstoffen enthält und antioxidative Effekte hat (Braumüller, 384 Seiten, 25 Euro).

Als fiebersenkend und leberschützend wird Ingwer in „Nebenwirkungen natürlich behandeln. Bewährte Heilkräuter, Übungen und Ernährungsempfehlungen“ beschrieben. Sabine Ritter und Elisabeth Schittler-Krikonas wollen mit ihrem Werk helfen, unerwünschte Wirkungen von Medikamenten zu lindern (Mankau, 287 Seiten, 20,60 Euro).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2018)

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