Österreichs Teilnahme an der Europameisterschaft ist ein Beleg für sehr gute Arbeit, zur absoluten Spitze fehlt es aber seit Jahren an einem Kreisläufer von internationaler Klasse.
Allein schon die Qualifikation für die EM-Endrunde in Kroatien darf für Österreichs Handball als großer Erfolg gewertet werden. Die Zugehörigkeit zu den 16 besten Nationen Europas ist eine Auszeichnung, in praktisch keinem globalen Mannschaftssport war Österreich in der jüngeren Vergangenheit öfter für große Endrunden qualifiziert. Dass die Luft, je mehr man sich der Spitze nähert, immer dünner wird, liegt auf der Hand. Das ÖHB-Team hat zweifelsohne Qualitäten, im Vergleich mit den Besten des Spiels werden Defizite aber schonungslos aufgedeckt.
Im Auftaktspiel dieser EM gegen Weißrussland (26:27) wurde die wohl größte Problemzone im österreichischen Spiel augenscheinlich. Kein einziges Tor gelang vom Kreis, ein alarmierender Beleg und in 60 Minuten eine absolute Seltenheit. Das zweite Spiel gegen Frankreich (26:33) war dahingehend ein Lichtblick, es glückten sechs Treffer. Patrick Fölser verkörperte über viele Jahre Österreichs Größe am Kreis, er war elf Saisonen in Deutschland engagiert, hatte internationales Format. Als er nach der EM 2014 und 218 Länderspielen seine Karriere im Nationalteam beendete, stand kein gleichwertiger Ersatz auf dieser Position parat. Die Suche nach Alternativen hat Teamchef Patrekur Jóhannesson natürlich schon zuvor vorangetrieben, doch ein Spieler mit der Klasse Fölsers ist auch vier Jahre nach dessen Rücktritt nicht ausfindig zu machen. „Sag mir Namen, es gibt keine“, meinte der Isländer wenige Minuten nach der Niederlage gegen Weißrussland, und in dieser Aussage schwang ganz bestimmt auch etwas Frust mit.