Aksel Lund Svindal gewinnt den Super-G auf der Streif, zu den Gefahren der heutigen Abfahrt sagt er: „Vielleicht war es gar nicht vorgesehen, dass man so etwas machen sollte.“
Kitzbühel. Wenn die Teamkollegen sechs Läufe machen, macht Aksel Lund Svindal drei oder vier, manchmal gar keinen. 2016 hat ihn der Hausberg abgeworfen, die dabei erlittenen Knieverletzungen sind längst nicht ausgestanden. Das werden sie bei Norwegens Skistar wohl nie sein. „Mir wurde gesagt, dass Rennfahren vielleicht überhaupt nicht mehr geht. Jetzt bin ich dankbar für alles, was geht“, erzählt der 35-Jährige in Kitzbühel. Am furiosen Comeback mit drei Siegen und drei Podestplätzen hat ihn der Trainingsrückstand nicht gehindert. Sieg Nummer drei gelang eindrucksvoll beim Super-G auf der Streif, natürlich wurde sein Freund Kjetil Jansrud Zweiter. „Ein spezieller Sieg“, erklärte Svindal.
Favorit für die Abfahrt (11.30 Uhr, live, ORF eins) war er ohnehin schon, zumal es dem Knie ausgerechnet in der Hahnenkammwoche so gut gehe wie lang nicht. Er wird auch heute ohne Schmerzmittel an den Start gehen. Die Verhältnisse werden aber andere sein, eine Wetterbesserung ist in Sicht. Die Streif wird sich bei Svindals Rückkehr nach seinem folgenschweren Sturz von vor zwei Jahren als echte Mutprobe erweisen. „Meine Einstellung ist: Machen wir spektakuläre Rennen. Wenn alles perfekt ist, ist das super. Aber man sollte auch Reserven haben. Wir sind auf dem Berg, vielleicht herrscht Rückenwind, vielleicht gibt es Nebel.“
Eines der größten Sicherheitsrisken aus der Sicht des Athletensprechers sind die enormen Fliehkräfte. Gerade an seiner Sturzstelle, der Hausberg-Kompression, herrschen 3,5 G. Die Läufer rasen hier mit etwa 100 km/h heran, sind bereits gut eineinhalb Minuten unterwegs. „Da bist du chancenlos, wenn etwas schiefgeht. Vielleicht muss man auch sagen, dass diese Kräfte für einen Körper nicht mehr normal sind.“ Dazu die Kombination aus extremen Set-ups, Eis, harten Schuhen und messerscharfen Skikanten. „Vielleicht war es von Anfang an gar nicht vorgesehen, dass man so etwas machen sollte. Eigentlich sind wir dann selbst schuld. Aber es macht ja auch Spaß, man kann ja nicht aufhören.“
Er selbst sei dem Rücktritt nie näher gewesen als dem Weitermachen. Nun hat er sich auch noch mit einem dritten Super-G-Sieg auf der Streif belohnt. Abfahrt hat er hier noch keine gewonnen. Ein Karriereende ohne Sieg beim Klassiker? „Nicht ideal, aber in Ordnung.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2018)