Wie Kim Jong-un mit seiner Girlband und der "Armee der Schönheiten" den Erzfeind erobern will

Medienstar in Südkorea: Bandleader Hyon Song-wol
Medienstar in Südkorea: Bandleader Hyon Song-wol APA/AFP/KOREA POOL
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Die bekannte nordkoreanische K-Pop-Band Moranbong und eine Cheerleader-Truppe sollen während der Olympischen Winterspiele das Image Nordkoreas aufpolieren.

Nordkoreas Diktator Kim Jong-un plant angesichts des politischen Tauwetters auf der koreanischen Halbinsel eine ausgeklügelte PR-Offensive: Gut aussehende, junge Nordkoreanerinnen sollen während der Olympischen Winterspiele (9. bis 25. Februar) mit Tanz und Gesang das Image des brutalen, streng-stalinistischen Regimes etwas aufpolieren.

The Moranbong Band
The Moranbong Band(c) REUTERS (Damir Sagolj)

Vor allem setzt Kim Jong-un da auf die kesse K-Pop-Band Moranbong, die 2012 offenbar vom Diktator persönlich gegründet wurde. Mit Stöckelschuhen, in Militäruniformen oder frechen Glitzer-Miniröcken tanzen die zehn Girls zu süßlichen Melodien oder auch rockige, westliche Pop-Musik-Rhythmen - ein Novum im streng-konservativen Land. Die Band gilt als nordkoreanische Antwort auf die beliebten südkoreanischen K-Pop-Bands, die trotz strengen Verbots auch im kommunistischen Teil der Halbinsel illegal weitergereicht werden und ebenso wie im restlichen Asien sogar im abgeschotteten Nordkorea boomen.

Kim Jong-un persönlich soll die Band-Mitglieder ausgesucht haben, damals sprachen die staatlichen Medien von einer "grandiosen Modernisierung unserer Kultur". Es kursieren auch Gerüchte, dass Bandleader Hyon Song-wol eine Beziehung zum Diktator hatte.

"Sein Lächeln ist so warm und süß...."

Die Tänze und Shows der Moranbong-Girls mögen zwar für nordkoreanische Verhältnisse extravagant wirken -  die Texte der Songs sind dafür ziemlich eintönig: In den meisten Liedern geht es um den großartigen Kim Jong-un persönlich: "Wie kann er nur so freundlich und herzensgut sein", heißt es da etwa. Oder auch: "Sein Lächeln ist so warm und süß. Ich habe gar keine Wahl - sein warmes Herz erobert mich". Auch "unsere einzigartige Heimat" wird freilich besungen.

Anfang der Woche hatten Nord- und Südkorea vereinbart, dass als Teil der nordkoreanischen Delegation zu den Winterspielen ein Orchester mit 140 Musikern in Südkorea auftreten sollte - es wird fix mit Auftritten der Moranbong-Girls gerechnet.  Bandleader Hyon Song-wol reiste vor einigen Tagen als Leiterin dieser nordkoreanischen "Kulturdelegation"  nach Südkorea - und wurde dort von den Medien wie ein Star empfangen.

Der Südkorea-Auftritt wäre die erste internationale Performance der Band: 2015 wurde ein drei-Tages-Konzert in Peking wegen allzu antiamerikanischer Lieder-Texten abgesagt. Kim Jong-un soll damals erzürnt reagiert haben.

"Armee der Schönheiten"

Kim Jong-un will aber nicht nur mit Morabong den kapitalistischen Erzfeind beeindrucken. Teil der Kulturdelegation ist auch die "Armee der Schönheiten", wie die Südkoreaner die berühmte Cheerleader-Gruppe aus dem verfeindeten Norden nennen. Drei Mal ist sie bisher im Süden aufgetreten und stahl den Sportlern fast die Show.

Ebenso wie bei der Girl-Band werden auch die Cheerleader nach strengen Kriterien ausgewählt: Nicht nur das Äußere (mindestens 163 Zentimeter hoch), auch die Ideologie und die Familien müssen stimmen.

Viele Cheerleader sind noch Teenager, die ältesten Anfang 20. Auch die Frau von Staatschef Kim Jong-un, Ri Sol-ju, war eine von ihnen und feuerte 2005 die Sportler bei den Leichtathletik-Asienmeisterschaften im südkoreanischen Incheon an.

Durch die strikte Trennung Koreas in zwei Staaten seit 1953 sind Nordkoreaner für viele Südkoreaner faszinierende Exoten. Als die nordkoreanischen Cheerleaderinnen 2002 bei den Asienspielen in Busan zum ersten Mal im Süden auftraten, wurden sie von einer jubelnden Menge begrüßt. Die nordkoreanische Cheerleaderin Cho Myung Ae wurde sogar so populär, dass Samsung sie gemeinsam mit der südkoreanischen Popsängerin Lee Hyo-ri für einen TV-Werbespot für ein Handy engagierte. (basta)

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