Milliardärsfamilie Reimann macht Red Bull mächtig Konkurrenz

Dr Pepper Snapple Group third quarter beats analysts expectations Bottles of Snapple beverages on a
Dr Pepper Snapple Group third quarter beats analysts expectations Bottles of Snapple beverages on a(c) imago/Levine-Roberts (imago stock&people)
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Dr Pepper Snapple, neben Monster und Red Bull ein Big Player bei Energydrinks, wird vom Kaffeeproduzenten Keurig Green Mountain geschluckt. Hinter dem Deal steht die deutsch-österreichische Milliardärsfamilie Reimann.

Der auf dem US-Markt führende Energydrink-Hersteller Monster Beverages hat seit ein paar Jahren mit Coca-Cola einen mächtigen Großaktionär und Vertriebspartner. Das hat den Absatz des Konzerns und auch dessen Aktie beflügelt.  Für den österreichischen Energydrinkersteller Red Bull, die Nummer zwei auf dem US-Markt, hatte sich zwar einst Coca-Cola-Rivale PepsiCo interessiert, doch war Red Bull Chef Dietrich Mateschitz für einen Partner nicht zu haben. Nun gibt es in dieser profitablen Branche neuerlich einen Paukenschlag, der den Druck auf den heimischen Energydrink-Riesen erhöht: Kaffeeproduzent Keurig Green Mountain verleibt sich die Nummer drei auf dem US-Markt, den Energy- und Erfrischungsgetränkehersteller Dr Pepper Snapple,  ein. Dessen Aktionäre erhalten 103,75 US-Dollar (83,4 Euro), ausgezahlt als Sonderdividende (macht in Summe 18,7 Milliarden Dollar), und behalten überdies einen Anteil von 13 Prozent am neuen, gemeinsamen Unternehmen. Der Kurs von Dr Pepper Snapple schoss angesichts dieser Prämie vorbörslich um fast 40 Prozent nach oben, nach Handelsbeginn lag das Plus bei 24 Prozent.

Keurig Green Mountain stellt Kaffeekapseln sowie Kaffeemaschinen her und ist im Besitz der Luxemburger JAB Holding, die wiederum zur in Wien ansässigen Agnaten SE gehört. Dahinter steht die deutsche Milliardärsfamilie Reimann, von der vier Mitglieder die österreichische Staatsbürgerschaft haben.

Keurig und Dr Pepper Snapple werden zusammen elf Millliarden Dollar umsetzen und unter einem Dach Marken wie Dr. Pepper, 7UP, Snapple, A&W, Mott's und Sunkist vereinen. Keurig-Chef Bob Gamgort wird den neuen Konzern leiten, der Keurig Dr. Pepper heissen wird. Die Beteiligungsgesellschaft der Reimanns, JAB Holding, wird den Deal durch eine Investition im Wert von neun Milliarden Dollar finanzieren. 

Dr Pepper Snapple hat im Vorjahr 6,7 Milliarden Dollar umgesetzt und voraussichtlich rund 830 Millionen Dollar verdient. Vor Bekanntwerden der Übernahme war der Konzern an der Börse 17,3 Milliarden Dollar wert. Zum Vergleich: Monster Beverages (Börsewert 38,9 Milliarden Dollar) dürfte 2017 bei 3,4 Milliarden Dollar Umsatz Analystenschätzungen zufolge 855 Millionen Dollar verdient haben. Für Red Bull liegen noch keine aktuellen Umsatzzahlen vor. 2016 lagen die Erlöse erstmals über der Marke von sechs Milliarden Dollar. Für Dietrich Mateschitz gab es eine Dividende von 129 Millionen Euro.

Der Deal soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden. Danach will JAB 87 Prozent am verschmolzenen Unternehmen Keurig Dr Pepper halten. Aktionäre und Aufseher müssen aber noch zustimmen. Keurig, bekannt für Kaffeekapseln, war von den Reimanns 2015 mit anderen Investoren rund um den Milka-Konzern Mondelez für 13,9 Milliarden Dollar gekauft worden.

Die Reimann-Familie kontrolliert auch den Kaffeeriesen Jacobs Douwe Egberts ("Jacobs", "Tassimo", "Senseo"), was JAB zum weltgrößten Kaffeekonzern macht. Der Clan ist auch an der Kosmetik-Firma Coty und etlichen US-Gastroketten wie Peet's Coffee, Stumptown, Panera Bread, Krispy Kreme Doughnuts und Einstein Bros Bagels beteiligt.

Die Ursprünge der Reimann-Dynastie reichen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Johann Adam Benckiser und Karl Ludwig Reimann in Ludwigshafen eine Chemiefabrik aufbauten. Dadurch hält die Familie noch heute einen Anteil an dem Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser ("Clearasil", "Kukident", "Calgon").

Deal macht Mateschitz noch reicher

Man darf gespannt sein, ob die Energydrinks des neuen Konzerns von der Vertriebsstärke der Reimann-Firmen profitieren werden - und ob Red Bull dadurch auf manchen Absatzmärkten unter Druck geraten wird. Vorerst dürfte Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz aber von dem Milliardendeal  profitieren - weil nämlich der Wert von Red Bull steigt, wenn ein Konkurrent in der Auslage steht und plötzlich höher bewertet. Vor Bekanntwerden der Pepper-Übernahme  wurde von der Finanzagentur Bloomberg anhand von Vergleichen mit Monster und Pepper für Red Bull ein Unternehmenswert von 32 Milliarden Dollar erreichnet.  Daraus abgeleitet beziffert Bloomberg das Vermögen von Mateschitz mit 16,1 Milliarden Dollar. Das ist neuer Rekord und hievt den Red Bull-Chef auf Rang 82 im Milliardärsranking.

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